Oder: Ein Weihnachtsblog?

Es ist soweit, wir bereisen unser drittes Land. Malaysia, das Land der Malaysier. Nachdem wir in Thailand sehr gute Erfahrungen mit Inseln gemacht haben, entscheiden wir uns für unseren ersten Stopp in Malaysia ebenso für eine Insel. Die Busfahrt nach Penang ist wieder mal recht entspannt (vielleicht haben wir das inzwischen drauf). An der Grenze läuft es auch hervorragend, Flo quatscht ein bisschen mit dem netten Grenzbeamten, der zum Glück nicht nach den nicht vorhandenen Weiterreisetickets fragt.

In Penang angekommen mögen wir Malaysia sofort. Liebe auf den ersten Blick sozusagen. Wir haben beide dieses Gefühl, wissen aber gar nicht so recht warum und wieso. Ach, so ist es halt mit der Liebe. Unsere Liebe zu gutem Essen können wir in Penang auch so richtig ausleben. Gleich an unserem ersten Nachmittag entdecken wir das perfekte Essen. Die Entdeckung ist eher zufälliger Natur, vom Hunger geplagt stellen wir uns einfach bei einem Lokal in eine ziemlich lange Schlange – wo viele Einheimische stehen muss es ja lecker sein, oder? Als wir an der Reihe sind, verstehen wir erstens warum sich die Leute anstellen und zweitens wie das hier so funktioniert. Es ist alles im Buffet-Stil aufgebaut. Als Grundlage gibt es eine Portion Reis, danach kann man nach Herzenslust auf alle Zutaten zeigen, die man gerne auf seinem Teller haben möchte. Es gibt unter anderem Kraut, Kartoffeln, Bohnenschoten, Huhn und vieles mehr – alles stark gewürzt. Nachdem der Teller voll ist, werden mit einem Schöpfer noch verschiedenste, curryartige Saucen drübergeleert. Was genau das für Saucen sind und wie sie schmecken werden wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber wir lassen den Koch mal machen. Das zahlt sich aus, es schmeckt wirklich großartig. Herrlich gewürzt, ein bisschen scharf und einfach lecker. Nasi Kandar – vielleicht eines unserer neuen Lieblingsessen. Wo wir schon beim Essen sind. Penang erfüllt wirklich alle (positiven) Vorurteile über sein gutes Essen. Generell ist die malaysische Küche bekannt für die köstliche Verschmelzung indischer, chinesischer und malaysischer Einflüsse. Dass das Essen in diesem Blogeintrag einen Großteil der verwendeten Wörter verschlingt, ist durchaus repräsentativ. Einmal verschlägt es uns in ein indisches „Banana Leaf“-Restaurant. Hier wird unser Biryani-Reis in einem Bambusrohr gegart und dann live bei Tisch auf ein, als Teller fungierendes Bananenblatt ausgeleert. Soweit so gut. Dann wird es schwierig, es gibt kein Besteck. Als wir uns vorsichtig umsehen, sehen wir wie mans macht: mit den Fingern natürlich, keine Frage. Als wir uns nach unseren ersten, zaghaften und weniger erfolgreichen Versuchen nochmal umsehen werden wir von den Tischnachbarn herzlich ausgelacht. Wir sind übrigens die einzigen nicht-indischstämmigen Menschen hier. Authentizität top, unsere Fingertechnik immer noch eher flop. Es schmeckt trotzdem hervorragend.

Aja, es ist übrigens Weihnachten. Wir sind voll in Weihnachtsstimmung. Nicht. Trotzdem freuen wir uns auf die geplanten Weihnachtstelefonate mit unseren Familien. Abends gehen wir in Ermangelung an traditionellen Weihnatchtsessensmöglichkeiten Sushi essen. Danach können wir von unserem Fenster aus ein Feuerwerk beobachten. Das wars dann aber auch schon wieder mit der diesjährigen Weihnachtsherrlichkeit. Diesmal nicht so schlimm, wir vermissen dennoch unsere Familienweihnachtsfeiern.

Penang gefällt uns ansonsten sehr sehr gut, es gibt viel zu sehen. Die Stadt erscheint uns als Stadt der Gegensätze: Quirlig und entspannt, laut und ruhig, traditionell und modern (und nein, das haben wir nicht aus dem Reiseführer abgeschrieben). Außerdem gibt es viel Streetart zu entdecken. Wir widmen der Streetart einen ganzen unserer kostbaren Tage und klappern viele der in der ganzen Stadt verteilten Murals ab und besuchen das Hin Bus Depot, eine Art Outdoorgalerie für Streetart.

Wir müssen unseren geplanten Ausflug an die Strände und Nationalparks im Westen der Insel leider aufgrund akuter Quallengefahr absagen. Vereinzelt soll es hier auch Würfelquallen geben, denen wollen wir nun wirklich nicht über den Weg schwimmen. Alternativ geht es in den botanischen Garten und von dort aus auf den Penang Hill. Am Weg dorthin spazieren wir durch das hiesige Villenviertel und durch einen tollen Park. Der verfügt über Sportplätze, Schwimmbäder und alles was das Herz begehrt, alles kostenlos. Wirkt sehr lebenswert hier, auch ohne Villa. Der botanische Garten ist ebenso sehenswert und wir haben anschließend eine gute Wanderung auf den Penang Hill. Die Aussicht ist durch diesiges Wetter ein wenig getrübt, aber das kennen wir ja schon irgendwoher.

Dass Bettina nicht wahnsinnig kälteresistent ist, sollte vermutlich die meisten unserer werten Leser nicht überraschen. Dass sie aber sogar, bei sommerlichen 30 Grad, beim Trinken eines Eistees eine Gänsehaut bekommt, ist zwar nicht komplett überraschend aber durchaus bemerkenswert. Flo hat inzwischen so viele Unterkünfte über Agoda gebucht, dass er deren Algorithmus knackt. So haben wir für unsere nächste Station in den Cameron Highlands bereits zwei Nächte gebucht. Als wir die Buchung auf drei Nächte erweitern, wird der Gesamtpreis für den Aufenthalt billiger – logisch, oder?

Fazit: Penang ist auf jeden Fall eine Reise wert. Bettina hat ein Problem mit ihrem Körpertemperaturmanagement. Wir lieben Nasi Kandar. Weihnachtsstimmung kommt hier nicht so viel auf.