Die Fotos der unzähligen Teeplantagen haben uns überzeugt, da wollen wir auch hin. Auf gehts in die Cameron Highlands. Die Fahrt dorthin dauert wiedermal zwei Stunden länger als angegeben. Damit hätten wir eigentlich schon rechnen können. Unterwegs essen wir bei einem hygienisch fragwürdigen Busbahnhofstandl. Schmeckt sehr gut und der Tellerwäscher überrascht uns damit, dass er fehlerfrei alle Nachbarstaaten Österreichs aufzählen kann. Chapeau. Während der Fahrt zweifeln wir schon an unserer Entscheidung hierher zu kommen, statt idyllischer, sich malerisch an die Hügel anschmiegende Teeplantagen gibt es vor allem eines: mit Plastik überdachte Plantagen. Semiidyllisch. Aber zu spät, jetzt sind wir schon da. Wir lernen, dass hier neben Tee auch Spargel, Erdbeeren und Schnittblumen im großen Stil angebaut werden. Nachdem wir in ganz Malaysia nie einen einzigen asparagus officinalis auf den Teller bekommen, ist er wohl zum Aufstocken des Marchfelder Spargels gedacht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Am nächsten Tag spazieren wir an all den Tourenanbietern vorbei und machen uns auf eigene Faust auf zu den Teeplantagen. Also zu den schönen, unüberdachten. Denen von den Fotos. Die Wanderung startet mitten in einer Baustelle. Wir dürften aber nicht die Ersten sein, die auf der Suche des Weges hier vorbeikommen, die Bauarbeiter wissen schon wonach wir suchen und begleiten uns durch den Rohbau zum Anfang der Route. Wir kämpfen uns auf einem schmalen Trampelpfad durch den Dschungel und müssen einige Moskitostiche in Kauf nehmen. Sollten wir je in ein akutes Malariagebiet kommen, müssen wir echt konsequenter mit dem Mückenspray werden. Die Landschaft ändert sich langsam von Regenwald zu Anbaugebieten und nach jeder Menge Bohnengewächse sehen wir endlich warum wir hier sind: Tee. Wir können euch sagen, die Fotos haben nicht gelogen. Die Teefelder in den Cameron Highlands sind wirklich wunderschön. Wir spazieren eine Stunde lang durch die Teepflanzen, machen unzählige Fotos und haben die Aussicht ganz für uns allein. Erst als wir den offiziellen Eingang der Plantage fast erreichen sehen wir wieder andere Touristen. Sie werden in Golfwagerl herumkutschiert und wir sind wieder mal froh, dass wir uns gegen die geführte Tour entschieden haben. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, das heiße Aufgussgetränk zu verkosten und müssen zugeben, es schmeckt uns nicht so wirklich. Unseren verkümmerten Gaumen schmeckt halt nur Tee aus dem Sackerl. Wie wir von der Teeplantage wieder nach Hause kommen, hätten wir uns vorher überlegen können – haben wir aber nicht. So können wir ausprobieren, was Bettina sich schon länger in den Kopf gesetzt hat. Autostoppen. Anfangs haben wir eher mäßigen Erfolg, bis Sam aus dem Jemen sich unserer erbarmt. Wir unterhalten uns sehr gut und er ist so nett und nimmt uns bis zu unserer Unterkunft mit.

Unser zweiter Wandertag ist weniger erfolgreich. Der erste Weg, den wir uns rausgesucht haben ist wegen Murenabgang gesperrt. Der zweite droht bei Betretung mit bis zu drei Jahren Gefängnisstrafe. Das Schild steht aber natürlich nicht am Anfang des Weges, sondern erst nachdem wir uns für 20 Minuten durch hüfthohes Gras gekämpft haben. Malaysische Gefängnisse genießen zwar einen ausgezeichneten Ruf, wir ziehen unseren derzeitigen Lifestyle aber vor und drehen wieder um. Zu Beginn des dritten Pfades droht uns ein Schild damit, bei Betreten des offensichtlichen Privatweges erschossen zu werden. Wie gesagt, wir ziehen unseren derzeitigen Lifestyle vor. Als auch der vierte Weg mit Stacheldraht verbarrikadiert ist, geben wir auf. Könnt ihr euch erinnern, dass wir in Khao Sok auf der Suche nach der Rafflesia waren? Hier gibt es die Riesenblüte auch, nur halt gerade jetzt nicht, wie uns einige Touristeninformanten versichern. Es soll heute anscheinend einfach nicht sein. Zum Trost kaufen wir uns Erdbeeren und treten den Heimweg an. Am anderen Ende der Welt gelten anscheinend andere Erdbeerregeln: Je grüner, desto besser.

Es ist übrigens Silvester. Wir haben uns für diesen Anlass ein besonderes gastronomisches Erlebnis aufgehoben. Steamboat. In der Mitte des Tisches wird ein gasbetriebener Grill und ein Topf kochender Suppe gestellt. Wir entscheiden uns für Tom-Yam Suppe. Man kann dann vom Buffet so zirka jedes Lebensmittel, das man sich vorstellen kann holen und nach Herzenslust grillen oder in der Suppe kochen. Wir sind mal wieder die einzigen westlichen Touristen. Dementsprechend werden wir mit Argusaugen beobachtet, es wird nachsichtig gelächelt, weil wir alles falsch machen. Egal, hat trotz vielleicht falscher Technik gut geschmeckt. Wie gesagt, es ist Silvester. Wo ist also das große Feuerwerk? Soviel sei verraten, nicht in den Cameron Highlands. Wir begeben uns erwartungsvoll zum örtlichen Sportplatz, nachdem sich dort einige Leute gegen Mitternacht versammeln. Wir bestaunen einige, wenige, mickrige Raketen, gehen dann aber bald schlafen, viel passiert hier nämlich nicht mehr.

Nach ein paar Tagen in den kühlen Highlands zieht es uns wieder ins Warme. Wir springen in den Bus und machen uns auf in Richtung Meer.

Fazit: Für uns macht immer noch die Teekanne den Tee. Spargelfelder sind nicht ganz so fotogen wie Teefelder. Wir bleiben trotz einiger Versuchungen gesetzestreu.