Oder: Standesgemäßes residieren

Wir sitzen mal wieder im Bus. Sehr komfortabel und preiswert wie überall in Malaysia, was bei 50 Cent pro Liter Treibstoff kein Wunder ist. Nachteil: Die Busse hier haben kein Klo, weil das gesetzlich verboten ist. Wenn man sich sonstige Busklos so anschaut, vielleicht durchaus nachvollziehbar. Der Weg nach Kuala Lumpur (von den coolen Kids nur KL genannt) wird von Palmplantagen gesäumt. Den traurigen Anblick bekommt nur Flo zu Gesicht, Bettina verschläft mal wieder die Fahrt. Als wir in KL einfahren, merken wir schnell, dass wir doch irgendwie Dorfkinder sind. Hochhausschauen ist angesagt und auch die mehrstöckigen Straßen beeindrucken uns. Die meisten Hochhäuser beginnen quasi erst im siebten Stock, da die untersten Stockwerke für Parkgaragen reserviert sind. Alles in allem ziemlich – naja hoch.

Angekommen am Busbahnhof begeben wir uns als erstes auf Futtersuche. Unser Mittagessen verbringen wir in Gesellschaft eines muslimischen Missionars. Obwohl er einige gute Argumente vorbringt, zum Beispiel, dass Allah die Fische und den Salat erschaffen hat, bleiben wir schlussendlich so gottlos wie eh und je.

KL gefällt uns auf den ersten Blick. Und auch auf den zweiten und alle danach. Wir lassen uns ein bisschen durch die Stadt treiben, spazieren durch den Central Market, essen viel Streetfood, machen einen kleinen Abstecher in den Forest Eco Park, ein Stückchen Regenwald mitten in KL, und beobachten das Gewusel in Chinatown. Natürlich statten wir auch den Petronas Towers, dem Wahrzeichen von KL einen Besuch ab. Es sind die höchsten Zwillingstürme der Welt und damit viel zu hoch, um ein gutes Selfie mit ihnen zu machen ohne, dass man am Foto ein Doppelkinn hat. Damit wir auch behaupten können, in dem Gebäude gewesen zu sein, spazieren wir durch das gigantische Einkaufszentrum in den unteren fünf Stockwerken, entdecken ein Kino und beschließen spontan, uns Avatar 2 anzuschauen. Klare Filmempfehlung! Als wir nach der Vorstellung die Petronas Towers verlassen, stolpern wir zufällig in die Lichter und Wassershow die hier jeden Abend stattfindet. Manchmal hat man einfach Glück. Das Glück ist aber auch für uns nur ein Vogerl, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Nachtmarkt irren wir zwei Stunden durch die Straßen und gehen am Ende trotzdem leer aus.

Ansonsten essen wir hier hervorragend. Wir finden sogar ein Cafe, das super leckere Schwarzbrottoasts verkauft und schauen ganze fünf mal dort vorbei. Ihr fragt euch ob wir schnell zu Gewohnheitstieren werden? Vielleicht, unser zweites Lieblingslokal in KL besuchen wir nämlich auch fünf mal. Aber wer kann zu einer Bowl mit viel frischem Gemüse und guter Sauce schon nein sagen? Wir jedenfalls nicht. Sehr gut essen wir auch im Lot10, wo die beliebtesten Essensverkäufer der Stadt in einem Foodcourt zusammengebracht wurden und man sich ausgezeichnet durchkosten kann.

Wir verbringen unsere Zeit hier natürlich nicht nur mit Essen. Also zumindest nicht ausschließlich. Wir schauen uns zum Beispiel die Batu Caves an, Kalksteinhöhlen in die Hindu Tempel gebaut wurden. Besonders die regenbogenfarbene Treppe zu den Höhlen ist als Fotomotiv bekannt. Zur Zeit dürften alle Instagramstars, die extra den Weg hierher auf sich genommen haben aber enttäuscht werden, die Stufen werden nämlich gerade weiß gestrichen. Wir nehmen das mal als willkommene Ausrede, warum unsere Fotos nicht so gut geworden sind. Das Highlight der Batu Caves sind für uns auf jeden Fall die Affen. Obwohl wir gerne einen kleinen Sicherheitsabstand zwischen ihnen und uns haben (wir erinnern uns noch sehr gut an das, was in Nepal passiert ist) ist es sehr unterhaltsam ihnen dabei zuzuschauen, wie sie unvorsichtigeren Tempelbesuchen alles abnehmen, was nicht niet und nagelfest ist. Habt ihr übrigens gewusst, dass Makakenhände die perfekte Größe haben, um in Pringlesdosen zu greifen?

Und dann ist es endlich soweit. Wir ziehen aus dem Hostel aus und in die schönste Unterkunft unserer bisherigen Reise. Als wir die Ceylonz Suites auf Airbnb gefunden haben, konnten wir gar nicht glauben, dass wir uns so etwas leisten können. Malaysische Preise machen es möglich und so bewohnen wir für die nächsten drei Tage ein Zimmer im 34. Stockwerk mit unglaublicher Aussicht auf die Skyline von KL. Also eigentlich im Stockwerk 33A, vier ist nämlich eine Unglückszahl die es zu vermeiden gilt. Insgesamt gibt es 39 Stockwerke, Infinitypool auf der Dachterrasse, Dachgarten und Fitnessstudio inklusive. Der Plan ist klar: Unser temporäres Zuhause auskosten und das Gebäude nur in absoluten Notfällen, also zum Essen, verlassen. Wir haben das Sightseeing extra schon vorher erledigt. Unsere Tage sind also hauptsächlich damit gefüllt, die Aussicht zu genießen. Vom Zimmer aus, während dem Schwimmen im Pool, beim Trainieren im Fitnessstudio (wir müssen das viele Essen kompensieren), bei Tag und Nacht. Besonders cool sind die Blitze der Wärmegewitter die fast jeden Abend stattfinden. Während Bettina übrigens die Petronas Towers wirklich gut gefallen, kürt Flo das „Einhornhaus“, das zweithöchste Gebäude der Welt (sobald es fertiggestellt ist), zu seinem Lieblingshochhaus in KL. Natürlich führen wir auch ein kleines Experiment durch, um die Fragen zu beantworten, die jetzt wahrscheinlich jedem auf der Zunge brennen. Anstatt den superschnellen Lift zu nehmen gehen wir einmal zu Fuß in den 39. Stock. Das Ergebnis: Im Stiegenhaus staut sich die Hitze so richtig, es gibt 702 Stufen und man braucht bei normalem Tempo genau acht Minuten dafür. Gern geschehen. Am letzten Tag zögern wir das Auschecken bis zum letztmöglichen Zeitpunkt hinaus, bevor wir schweren Herzens wieder ins Hostel ziehen. Zurück zum Backpackerpöbel wo wir hingehören.

Fazit: Schwarzbrot ist das einzig wahre Brot! Wie sollen wir uns jemals wieder mit einem Hostel zufrieden geben? Makaken sind fiese, aber lustige kleine Zeitgenossen. HashtagvisitMalaysia.