Wir wollen nach Chiang Mai. Also in das Chiang Mai im Norden Thailands. Nur um das klarzustellen, weil es am Flughafen in Singapur eine Diskussion mit dem Flughafenpersonal gibt, ob wir uns sicher sind, dass wir keine Tickets nach Vietnam oder China haben. Haben wir nicht. Wir wissen nicht mal ob es dort auch Chiang Mais gibt. So reisen wir also zum zweiten Mal nach Thailand, das Land, das wir nie eingeplant hatten. Von Singapur aus geht es aber zuerst mal nur nach Bangkok, wo wir süße neun Stunden am Flughafen totschlagen müssen. Wir suchen uns also ein bequemes Stückchen Boden auf dem wir uns ausbreiten und verbringen den Tag mit vor uns hin dösen, lesen, Gschichtl schreiben und dem Verzehr von ausgesprochen schrecklichem Flughafenessen. An dieser Stelle eine dringende Warnung vor dem Essen der Potato Corner. Eigentlich vergeht die Zeit deutlich schneller als wir befürchtet haben. Für den Weiterflug nach Chiang Mai bekommen wir Pickerl in die Hand gedrückt, die wir uns auf die Leiberl kleben sollen, ohne dass wir verstehen, was es damit auf sich hat. Businessclasspickerl waren es jedenfalls keine, soviel ist schnell klar. Als wir landen werden wir gleich beim Verlassen des Flugzeugs von der Herde abgesondert und von einem persönlichen Aufpasser durch leere Gänge einmal quer durch den Flughafen gelotst. Wir haben keine Ahnung was da los ist. Ist unser Gepäck vielleicht doch nach Vietnam oder China geschickt worden? Dass unser Aufpasser nicht mit uns redet macht das Ganze noch ein bisschen mysteriöser. Er legt nur wert darauf, dass wir unsere Pickerl bei uns haben. Innerlich haben wir uns beide schon ein bisschen damit abgefunden unser Gepäck heute wohl nicht mehr zu sehen. Aber siehe da, wir feinen Herrschaften wurden einfach nur zu unserem privaten Gepäckband geführt wo uns unsere geliebten Rucksäcke schon erwarten. Keine Ahnung wie diese Situation zustande gekommen ist, aber wir haben schon lange aufgehört uns zu wundern.
Chiang Mai ist bekannt für seine bergige Umgebung, schöne Tempel und Elefantenauffangstationen. Wir haben uns nichts davon angeschaut und bereuen nichts, sind wir doch für la dolce vita hier. So gönnen wir uns 3 (+2 +1, ja wir verlängern gleich 2-mal) Nächte und mehrere Runden Gemütlichkeit. Das heißt wir schlafen lange, schlendern von einem perfekten Café ins nächste und essen viele gute Sachen. Chiang Mai kommt uns hier sehr entgegen. Die Stadt ist sehr nett, sehr relaxed und es gibt überraschenderweise viel vegetarisches und veganes Essen. So kommt auch Bettina dazu zwischen mehreren Essensmöglichkeiten auszuwählen – gabs seit Nepal auch eher selten. Nach den vielen Café-Besuchen und Seele-baumeln-lassen tagsüber, lockt uns am Abend ein toller Nachtmarkt mit guter Livemusik. Klingt nach Urlaub vom Reisen? Ist es auch! Wir machen nur, was wir unbedingt machen wollen. Bettina findet ein super Fitnessstudio, wo sie mehrmals trainiert, während Flo Laufen geht. Oder auch nicht, manchmal siegt eben doch der innere Schweinehund. Ein paar der vielen Tempel laufen uns beim durch die Stadt spazieren dann doch über den Weg. Wenn sie schon am Weg liegen können wir ja auch mal schnell reinschauen. Flo zumindest, für Bettina sind die meisten von ihnen verbotene Zone. Offensichtlich sind nicht alle Tempel für Frauenaugen gedacht. Was solls, in ein oder zwei darf sie eh hinein. Dort wird Bettina auch prompt von den Einheimischen für ihren korrekten und respektvollen Kleidungsstil beglückwünscht. Weiß sie doch schon seit Bangkok, wie man den Sarong richtig bindet um kein Knie zu zeigen. Männerknie sind in Chiang Mais Tempeln gerne gesehen, somit ist Flo auch richtig gekleidet. Die Tempel an sich waren durchaus sehr sehenswert, nur so nebenbei.
Schließlich können wir in Chiang Mai doch noch einen Punkt unserer persönlichen Bucket List abhaken: wir machen einen Kochkurs. Wo wir schon mal hier sind, haben wir uns für einen Thai-Kochkurs entschieden. Andere hätte es eh nicht gegeben. Jedenfalls war unsere Entscheidung genau richtig. Der Kochkurs macht wahnsinnig viel Spaß, wir kochen in zwei Stunden ca. zehn Gerichte und können sie auch immer gleich verkosten. Wir mörsern Currypasten, rühren in Pad Thai, rollen Frühlingsrollen und kochen Mango Sticky Reis. Was wir auch kochen sind Fucks. Wir wiederholen: Fucks. No fucks given gilt in der Thai Küche offensichtlich nicht. Fucks sind Kürbisgewächse und wir kochen daraus eine Nachspeise, die erstaunlich gut schmeckt. Wir haben auch die geheime Zutat ausgemacht: Palmzucker it is. In JEDEM Essen, hätten wir so auch nicht herausgeschmeckt. Nach fast vier Monaten genießen wir das selbst Kochen so richtig. Und das Beste? Wir müssen nicht mal abwaschen.
Sonntag Abend steht dann sogar noch eine Aktivität an. Die ganze (wirklich die ganze) Innenstadt verwandelt sich in einen riesigen Markt. Ob Essen, Souvenirs, Massagen oder Unterwäsche, hier gibts alles. Bettina liebt es, Flo mags auch.
Genug gerastet, jetzt wird wieder gereist. So bewegen wir unsere (zuletzt vielleicht ein bisschen sehr verwöhnten) Hinterteile in den nächsten Bus und reisen nach Chiang Rai, in die Nähe der laotischen Grenze. In Chiang Rai schauen wir uns den berühmten weißen Tempel an. Um das Erlebnis in drei Wörtern zusammenzufassen: Sehr skurril! Der Tempel ist wirklich ganz in weiß gehalten und strotzt nur so von Schnörkeln und kleinen Details. Im Inneren des Tempels entdecken wir an den Wänden unter anderem Transformers, Kung Fu Panda, Pikachu und Michael Jackson sowie diverse DC und Marvel Superhelden. Kein Scherz. Wir können wegen des Kameraverbots nur leider keinen Beweis dafür liefern. Kleines Highlight: ein goldenes Klo. Nach unserem royalen Klogang lassen wir den Tag bei einer köstlichen Pizza ausklingen. Bettina beamt sich zwischendurch noch ins 21. Jahrhundert und kauft sich drahtlose Kopfhörer. Ganz ohne Kabel. Was es nicht alles gibt. Flo behält eine gesunde Prise Skepsis gegenüber diesem neuartigen Teufelszeug und bleibt bei seinen angestammten, kabelhaltigen Kopfhörern. Bettina soll schon bald viel Gelegenheit bekommen ihre neuen Kopfhörer ausgiebig zu testen, aber dazu nächstes Mal mehr.
Fazit: Vor allem an Flughäfen braucht man manchmal einfach Vertrauen ins System, auch wenn man das System nicht versteht. Kochen macht uns immer noch Spaß. Urlaub vom Urlaub ist was Feines.