Um an unser letztes Ziel in Kambodscha zu kommen, fahren wir mit einem Tuktuk, hüpfen in einen Bus, lassen uns noch einmal mit einem Tuktuk kutschieren und nehmen eine Fähre. Und dann sind wir auch schon da. Koh Rong Sanloem heißt unser Zuhause für die nächsten Tage, genauer gesagt: M‘Pay Bay. Wir quartieren uns in einem sehr schönen Hostel ein, das direkt an einer Klippe liegt, samt perfekter Sonnenuntergangsterrasse. Und dann faulen wir eigentlich nur noch vor uns hin. Besonders viel kann man in dem kleinen Örtchen sowieso nicht machen, aber das stört uns gerade überhaupt nicht.
Positiv überrascht sind wir vom Essen auf der Insel. Obwohl uns die kambodschanische Küche bis jetzt nicht wirklich überzeugen konnte, finden wir ein paar gute Lokale im Dorf. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Restaurants unserer Wahl keine lokale Gerichte auf ihrer Speisekarte haben, aber Hauptsache es schmeckt.
Außerdem planen wir ein bisschen, wie unsere Reise weitergeht. Ausgerechnet bei der Buchung unseres teuersten Fluges bis jetzt passiert ein Fehler. Zwar haben wir am Ende zwei ziemlich günstige Tickets, nur halt für den falschen Monat. Und wir haben noch gedacht ein Schnäppchen zu machen. Zum Glück kann Flo die Flüge umbuchen, auch wenn der Preis dadurch wieder signifikant höher wird.
Ansonsten verbringen wir unsere Tage hier vor allem mit Lesen am Strand und Schnorcheln. Direkt bei unserer Unterkunft gibt es einen guten Schnorchelspot mit buntem Korallenriff.
Nachdem wir alle drei Strände im Ort eingehendst inspiziert und getestet haben, raffen wir uns auf um doch noch irgendwas von der Insel zu sehen. In der größten Hitze – die wir übrigens auch für unseren Unwillen, uns mehr als unbedingt nötig zu bewegen verantwortlich machen – stapfen wir eine Stunde lang durch Mangrovenwälder und kämpfen uns durch den Dschungel um zur Clearwater Bay zu gelangen. Der Name ist hier definitiv Programm. Das Meer ist türkis-blau und super klar. Wahrscheinlich haben wir noch nie so klares Wasser gesehen. Wir genießen den Nachmittag am Strand, den wir übrigens ganz für uns alleine haben, bis wir von den ansässigen Sandfliegen heimgesucht werden. Wir haben zwar schon von den kleinen Quälgeistern gehört, sind ihnen bis jetzt aber noch nicht persönlich begegnet. Würden wir in Zukunft auch wieder gerne vermeiden. Man wünscht sich nach Sandfliegenbissen nämlich den handelsübliche Gelsenstich zurück.
Das Beste haben wir uns übrigens für unseren letzten Abend auf Koh Rong Sanloem aufgehoben. Beziehungsweise wurde diese Aktivität bis jetzt unmöglich gemacht. Vom Mond. Wir haben unseren Aufenthalt hier nämlich ausnahmsweise mal nicht mit dem Mondkalender abgestimmt und sind so genau zur Zeit des aller hellsten Vollmondes überhaupt da. Nicht gerade ideal, wenn man inmitten von biolumineszierendem Plankton schwimmen will. Man sieht dann nämlich nichts davon. Am letzten Abend ist der Mond zwar immer noch super hell, aber da es unsere letzte Chance ist, probieren wir unser Glück trotzdem. Sebastian, der Hostelmanager, begleitet uns sogar zum Strand, um uns die beste Stelle für unser Vorhaben zu zeigen. Trotz fachmännischer Begleitung und Mondlicht ist es ziemlich gruselig, bei Nacht ins Meer zu waten. Aber wir werden belohnt. Sobald wir uns im Wasser bewegen, leuchtet es um uns herum blau. Ziemlich magisch, wir fühlen uns wie in der Welt von Avatar und strampeln wie wild im Wasser herum. Ein würdiger Abschlussabend.
Mit der Fähre geht es am nächsten Tag wieder zurück ans Festland und wir verbringen unseren letzten Abend in Kambodscha in Sihanoukville. Von der Stadt erwarten wir uns gar nichts. Zu recht, wie sich herausstellt. Es ist das Jesolo für chinesische Touristen und scheint nur aus Casinos, gigantischen Restaurants und noch gigantischeren Hotels zu bestehen. Und aus Rohbauten. Sehr vielen Rohbauten. Wir fühlen uns ein bisschen fehl am Platz. Stellt euch folgende Szenerie vor: Ein Stadtstrand an einem lauen Sommerabend. Ein Restaurant reiht sich an das andere. Jedes davon versucht seine Nachbarn mit grell blinkenden Lichtern zu übertrumpfen. Im Hintergrund hört man die nicht ganz so lieblichen Klänge einer Karaokebar. An einem der Tische in erster Reihe sitzt ein mehr als nur wohlgenährter Chinese mit nacktem Oberkörper und Goldkettchen. Während er mit den Händen einen Shrimp nach dem anderen in sich hineinstopft, werden seine Schultern von zwei jungen Damen massiert.
Dieses Bild prägt sich in unsere Köpfe ein und wird für uns bezeichnend für Sihanoukville, auch wenn wir der Stadt damit vielleicht unrecht tun.
Weil Kambodscha nicht so gut an unser nächstes Ziel angebunden ist, müssen wir zuerst mit dem Bus in ein Land mit guten Anbindungen fahren. Richtig geraten, wir fahren mal wieder nach Thailand. Nach einer sehr langen Fahrt werden wir an der Grenze aus dem Bus geworfen und der Fahrer dreht kommentarlos um und fährt wieder zurück. Eine sehr interessante Entwicklung wenn man bedenkt, dass wir eigentlich einen Bus bis nach Bangkok gebucht haben. Unsere Mitreisenden wissen auch nicht so genau, was es damit auf sich hat und so spazieren wir einfach mal über die Grenze. Das ist übrigens laut Grenzbeamten das letzte Mal, dass wir heuer in Thailand einreisen dürfen. Gerade noch mal Glück gehabt. Nachdem wir auf der thailändischen Seite der Grenze ein bisschen verloren in der Gegend herumstehen findet uns ein Minivanfahrer und die Reise geht doch weiter. Beim obligatorischen Stopp kurz vor Bangkok versucht sich Flo auch mal am Raststationsessen, kann die Begeisterung der Einheimischen für dieses Ritual aber nicht ganz nachvollziehen.
Der nächste Tag ist ein besonderer: Flo wird alt! Dreißig Jahre alt. Zu dem besonderen Anlass muss man sich natürlich herausputzen, und so geht Flo zum Frisör. Wir wissen nicht genau, wie wir das, was die Frisörin kreiert, beschreiben sollen, aber so viel sei gesagt: Es wird in nächster Zeit keine Fotos von Flos Hinterkopf geben. Und auch keine Profilansichten. Nach dem Frisördilemma kann der Tag zum Glück nur noch besser werden, glauben wir zumindest. Irgendeine höhere Macht scheint Flos Geburtstag sabotieren zu wollen. Als wir am Abend zu einer Stand-up Comedy Show fahren, bleibt der Bus im Verkehr stecken und wir müssen aussteigen und zum Veranstaltungsort rennen. So kommen wir ein bisschen zu spät und komplett verschwitzt an. Gelohnt hat es sich trotzdem, die Show ist super und wir lachen Tränen.
Fazit: Es macht schon Sinn, eine Buchung mindestens drei Mal zu kontrollieren, bevor man auf „bezahlen“ klickt. Leuchtplankton gefällt uns. Sihanoukville eher nicht so. Nicht jeder Frisör verdient das Vertrauen seiner Kundschaft.