Oder: Doppelmoral

Nach dem ziemlich straffen Programm in Hualien gönnen wir uns in Jiaoxi ein paar ruhige Tage. Jiaoxi ist die Stadt der heißen Quellen – ja, in Taiwan gibt es einfach alles. Wirklich cool finden wir die öffentlichen Hot Spring Parks, bei denen man sich auf kleine Bänke setzt und die Füße ins heiße Wasser baumeln lässt, während man von Smooth Jazz eingelullt wird. Leider versetzt ausgerechnet das Essen dem Ambiente einen Dämpfer. Huhn ist das vegetarischste was wir finden können. Naja, dann wirds halt wieder 7-Eleven Essen. Dafür gibt es scharfes Eis. Schmeckt nicht so gut, wie es klingt. Wo sind hier die Nudeln?

Genug gefaulenzt, wir wollen am Wai‘ao Beach Surfen lernen. Garnicht so leicht, denn unsere gebuchte Surfstunde wird kurzfristig abgesagt. Wir finden aber zum Glück Ersatz und landen so bei Jacob, dem nettesten Surflehrer, den man sich nur vorstellen kann. Die Wellen sind sehr anfängerfreundlich und wir haben schnell Erfolgserlebnisse. Surfen macht wirklich Spaß. Trotzdem sind wir nach drei Stunden komplett ausgepowert und haben Spatzen ohne Ende. Die Nacht verbringen wir in der vielleicht schlechtesten Unterkunft Taiwans. Es ist dreckig, stickig und die ganze Nacht super laut. Nicht ganz so gut erholt starten wir am nächsten Tag in unsere zweite Surfstunde. Dieses Mal leider weder mit Jacob, noch beim Anfängerstrand. Der neue Lehrer erklärt uns noch stolz, dass wir den von ihm gewählten Strandabschnitt für uns alleine haben. Es hat aber einen Grund, warum die anderen Surfschulen hier nicht surfen. Die Wellen sind beängstigend hoch. Wir wollen es nicht schön reden, es schmeißt uns drei Stunden lang nur herum und wir trinken reichlich vom Pazifik. Gutes Workout, aber der Spaß bleibt heute ein bisschen auf der Strecke. Wir werden es trotzdem noch mal probieren. An einem anderen Strand.

So verlassen wir die ungeliebte Unterkunft und machen uns auf den Weg nach Keelung. Die Stadt ist für den vermeintlich besten Nachtmarkt Taiwans bekannt. Musik in unseren Ohren. Unser Testurteil: Deliziös. Besonders das Sorbet.

Weil wir schon mal in der Nähe sind, besuchen wir auch Jiufen, ein pittoreskes Bergdorf am Meer mit pulsierendem Markt, das Michi uns empfohlen hat. Der Markt schlängelt sich durch die engen Gassen des Dorfes und die Menschenmassen schlängeln sich mit. Ganz nett, aber doch sehr, sehr touristisch. Weil hier erstaunlich viel gedrängelt wird, sieht es Bettina als ihren Bildungsauftrag, Ungeduldler mit aufreizend langsamen Schritt auszubremsen. Ach, die kleinen Freuden des Lebens. Nachdem Bettina ihre Erziehungsmaßnahmen als vollendet betrachtet, nehmen wir noch ein paar Stufen zu einem Aussichtspunkt, von dem man sogar bis nach Taipei sieht. Apropos Taipei, da wollen wir auch hin. Bei der Busstation herrscht geordnetes Chaos. Wir nutzen es zu unseren Gunsten und drängen uns in alter Skiliftmanier eventuell ein bisschen vor. Jaja, zuerst aufregen und dann selber machen, war aber nicht mit Absicht, versprochen. Bereuen tun wirs trotzdem nicht, denn so schaffen wir es am Abend noch nach Taipei, aber davon das nächste Mal mehr.

Fazit: Wie wohltuend doch ein heißes Fußbad ist. Surfbrett, wir werden uns wieder sehen. Den Keelunger Nachtmarkt sollte man besucht haben. Beim Anstellen haben wir wohl auch das Dränglergen.