Dieses Mal mehr zu Taipei. Bettina ist im Dumpling Himmel. Mal wieder. Aus unerfindlichen Gründen zieht es uns jeden Tag zum Brunch zum Dumplingmann. Die Bestellung ist jeden Tag die gleiche, nur die Anzahl variiert. Manchmal schmecken die Dumplings uns (oder eher Bettina) nämlich so gut, dass wir ein paar fürs Mittagessen einpacken und mitnehmen. Warum das Lokal nicht mindestens einen Stern hat können wir uns wirklich nicht erklären. Vielleicht verzichten sie ja aus Protest am System freiwillig darauf.
Wenn wir gerade keine Dumplings essen, radeln wir durch die Gegend und erkunden die Stadt ein bisschen. Natürlich schauen wir uns Taipei 101 an. Also von außen zumindest, der Eintritt ist uns zu teuer. Das Wahrzeichen von Taipei soll ein Bambusrohr darstellen, uns erinnert es eher an übereinandergestapelte Nudelboxen. Bei der gigantischen Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle setzen wir uns ein bisschen in den Schatten und schauen Jugendgruppen dabei zu, wie sie Tanzchoreographien einstudieren. Generell gefällt uns das rege Treiben in Taipeis Parks sehr. Die Leute treffen sich zum Schach spielen, praktizieren Tai Chi oder picknicken. Außerdem gibt es kilometerlange Parks, in denen sich ein öffentlicher Sportplatz an den nächsten reiht. Die beliebteste Sportart Taiwans scheint übrigens Baseball zu sein. Grund genug, um uns Karten für ein Heimspiel der Fubon Guardians gegen die Rakuten Monkeys zu besorgen. Der Kartenkauf gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht, weil die Ticketautomaten nur chinesisch sprechen. Und wir halt nicht. Aber wir scheinen nicht die ersten mit diesem Problem zu sein, es gibt nämlich Youtube Videos und Blogeinträge mit Schritt-für-Schritt Anleitungen. Und siehe da, nachdem wir in der richtigen Reihenfolge die richtigen Tasten drücken, gibt sich der Automat geschlagen und wir bekommen unsere Tickets. Weil wir natürlich spontan Guardians Fans sind, suchen wir unsere blau-weißesten Outfits heraus und machen uns auf den Weg ins Stadion. Dort wird der Menge von den Cheerleadern unter Anleitung von Dr Juicy (ein etwas pummeliger Mittdreißiger) schon kräftig angeheizt. Und die Stimmung ist wirklich gut. Da macht es auch nichts, dass unsere Guardians nach einem ambitionierten Start bald relativ aussichtslos zurückliegen. Generell kommt es uns so vor, als wären sowieso die meisten Zuschauer Fans von beiden Mannschaften und der Spielstand eher nebensächlich. Viele haben sogar Kapperl von beiden Teams mit und wechseln je nach Spielsituation. Gute Spielzüge werden von den Zuschaueern mit den jeweiligen Teamtänzen gefeiert. Wer nicht weiß wies geht: Dr Juicy und seine Crew zeigens vor. Im Laufe des Matches verstehen wir auch die Feinheiten des Spiels immer besser und sehen sogar zwei Touchdowns oder so. Sehr schätzenswert sind sowohl die Essenoptionen im Stadion, als auch die Preise. Ein Bier kostet hier genauso viel wie im Supermarkt. Nach über drei Stunden heißen die Sieger dann Rakuten Monkeys und alle scheinen sich ehrlich für sie zu freuen. Deshalb freuen wir uns auch mit. Nichts gegen Baseball an sich, aber auf den Rängen war definitiv mehr Spektakel als auf dem Spielfeld.
In Taipei gibt es nicht nur Sport und gutes Essen (das BESTE Essen!), sondern auch Kunst. Kunst- und Designmärkte, um genauer zu sein. Zahlreiche alte Fabrik- und Lagerhallen wurden zu einer Art permanenter FESCHmärkte umfunktioniert. Das Durchschlendern macht richtig Spaß und wir finden viele schöne, witzige und kreative Kleinigkeiten, manche sinnvoll, einige weniger sinnvoll. Schade, dass wir nur begrenzten Platz in unseren Rucksäcken (45 und 58 L um genau zu sein) haben und nicht alle unnützen Sachen kaufen können. Bettina würde sonst vielleicht auch in einer Straße zuschlagen, in der sich ein Sesselgeschäft an das nächste reiht. Sessel sind einfach die nobelsten aller Möbelstücke. Aber mit Probesitzen gibt sich Bettina vorerst auch zufrieden.
Zum Schluss möchten wir euch noch darüber informieren, dass wir eventuell YouTube Stars sind. In unserem Hostel wohnt nämlich ein YouTuber aus Korea, der uns spontan in seinen Livestream miteinbezieht. Hätten wir in der Schule im Koreanischunterricht besser aufgepasst, hätten wir vielleicht auch was Witziges oder Geistreiches sagen können, anstatt nur blöd in die Kamera zu winken.
Fazit: Fußball bleibt spannender als Baseball. Affen sind besser als Wächter. Taipei ist cool. Wir würden gerne wissen, ob wir schon koreanische Groupies haben. Wir brauchen das Dumpling Rezept!