Von Cancún erwarten wir uns vor allem eines: Touristen, Touristen und noch mal Touristen. Wir werden überrascht. Die Stadt ist wie ausgestorben. Könnte aber daran liegen, dass wir nicht in der Hotelzone wohnen. Diesen 22,5 km langen Sandstrand, an dem sich eine Hotelburg an die nächste reiht, meiden wir wie der Wurm den Vogel. Da besuchen wir lieber einen der Strände, an dem sich auch Einheimische tummeln. Geht so. Nicht ganz so, wie die Windows Karibikstrand-Startbildschirme. Auch das Zentrum von Cancún kann uns nicht wirklich überzeugen. Der Ort ist wohl eher was für Leute, die ihre all-inklusiv Hotelanlage den ganzen Urlaub nicht verlassen wollen. Also nichts für uns. Was uns aber sehr wohl interessiert ist, dass wir genau zur Walhaisaison da sind. Ihr erinnert euch, die gottgleichen Wesen, die uns in Thailand immer durch die Lappen gegangen ist. Allerdings sind wir uns, als wir sehen, wie die Walhaitouren hier ablaufen, nicht mehr sicher, ob wir die größten Fische der Welt unter solchen Umständen überhaupt sehen wollen. Sobald eines der Ausflugsboote einen der Walhaie sichtet, wird der Arme von teilweise bis zu 20 Booten verfolgt, damit jeder ein paar Minuten mit ihm schnorcheln kann. Klingt nicht besonders ansprechend, finden wir. Deswegen sind wir auch nicht ganz so traurig, als wegen Schlechtwetters alle Touren gestrichen werden und uns so die Entscheidung abgenommen wird. Wir können dem Wetter generell nicht böse sein. Die beginnende Regenzeit und der damit einhergehende Wind sorgen für eine mehr als willkommene Abkühlung. Also wir sprechen hier von 32 °C statt 37 °C, aber man nimmt ja, was man kriegen kann.
Nachdem uns Cancún nicht ganz so überzeugt machen wir uns auf nach Valladolid (also das in Mexiko, nicht das in Spanien – Obacht bei der Unterkunftbuchung!). Geheime Informanten haben uns berichtet, dass es hier, tief im Dschungel versteckt, ein Weltwunder geben soll. Chichén Itzá nennt sich die Maya Hinterlassenschaft. Die Pyramide ist wirklich riesig und das gesamte Gelände definitiv sehenswert. Weil wir extra früh aufgestanden sind, haben wir die Ruinen auch noch ein bisschen für uns, bevor die großen Tourbusse eintreffen. Bettina kann die Anlage allerdings nur mit einem Auge bewundern. Eine Augeninfektion verhindert die volle Sehkraft. Eine Augenklappe und den damit einhergehenden Piratenlook lehnt sie ab. Sehr zu Flos Leidwesen. Chichén Itzá gefällt uns sehr gut, auch wenn man die Tempel leider nicht besteigen und betreten darf. Sehr cool ist auch, dass hier viele Iguanas ihr schönes Unwesen treiben – passen sehr gut in die Gesamtszenerie wie wir finden. Was nicht ganz so passt, sind die vielen Souvenierstandl am Gelände. Um vorbeischlendernde Touristen anzulocken arbeiten die Verkäufer mit unterschiedlichen Methoden. Während die einen ihre Ware als „almost free“ anpreisen, machen andere irritierende Jaguarfauchgeräusche. Unser Kaufrausch hält sich trotzdem in Grenzen. Man kann übrigens, im richtigen Winkel zur Hauptstufenpramide stehend, mit kräftigem in die Hände klatschen ein schönes Echo erzeugen. Das führt allerdings auch dazu, dass zu jeder Zeit dauernd irgendwer klatscht.
Pünktlich zur einsetzenden Nachmittagshitze verlassen wir das Weltwunder wieder und fahren zurück nach Valladolid. Uns wird übrigens glaubhaft versichert, dass die Mexikaner selbst ebenfalls sehr unter der großen Hitze leiden müssen. Schön zu hören, geteiltes Leid ist dann doch halbes Leid. Valladolid selbst ist sehr süß. Wir verbringen hier noch zwei Tage, einen davon verwenden wir um Bettinas Auge zu heilen und am anderen wollen wir uns in der städtischen Cenote (wir zitieren Wikipedia: „eine Karsthöhle mit Grundwasserzugang, die oft durch Einsturz der Höhlendecke dolinenartig als großes Kalksteinloch vorliegt, das mit Süßwasser gefüllt ist und als Brunnen dienen kann.“), die zum schwimmen geöffnet ist, abkühlen. Leider ist jedoch Sonntag und wir haben die Idee nicht ganz exklusiv. Die Schlange um zur Cenote zugelassen zu werden erscheint uns nach genauerem Begutachten doch zu lange. So kaufen wir uns ein Eis und schlapfen unverrichteter Dinge zurück nach Hause unter den herrlichen Luftstrom des Ventilators.
Fazit: Wir werden wohl nie einen Walhai zu Gesicht bekommen. Jaguarfauchgeräusche sind vielleicht nicht ganz so geschäftsfördernd wie allgemein angenommen. Ein Hoch auf Ventilatoren.