Weiter gehts mit unserer Yucatánrundreise in Tulum. Hier ist es auch recht touristisch, aber es gefällt uns um einiges besser als in Cancún. Erster Tagesordnungspunkt in Tulum (ok, eigentlich der zweite – Burritoessen ist am Ende noch wichtiger) ist es, Tauchgänge in zwei Cenoten zu organisieren. Es gibt in der Umgebung recht viele davon, doch die drei Tauchschulen die wir um Rat fragen meinen unisono: „The Pit is best.“ Also steht für uns fest, dass wir zu the Pit wollen. Was auch alle Tauchschulen freut ist, dass wir inzwischen advanced Taucher sind und unsere letzten Tauchgänge nicht lange her sind. Das freut uns auch und ohne advanced Zertifikat könnten wir eh nicht zu the Pit tauchen gehen. Nachdem wir uns für die sympathischste Tauchschule entschieden haben, freuen wir uns schon sehr auf das Tauchen zwei Tage später. Bis dahin gibt es allerdings noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Bettina muss ins Krankenhaus. Sie hat schon wieder eine Infektion (Yucatán versucht wohl Bettina raus zu ekeln, aber da muss schon mehr passieren). Diesmal von einem Spinnenbiss. Da Flo Bettina nicht ganz so gerne als Spiderwoman sehen möchte, beschließen wir gemeinsam mit einem Arzt, die Metamorphose aufzuhalten. Die Einzelheiten zu dem Prozedere ersparen wir euch an dieser Stelle. Nur soviel: bisschen eklig wars schon. Die schlechten Nachrichten: einige Tage Antibiotikum sind angesagt. Die gute Nachricht: Tauchen ist laut behandelndem Arzt und dank Schmerzmittel gar kein Problem.
Der Tauchtag steht an und wir können vermelden: The Pit is wirklich se best. Es ist echt unglaublich schön. Es gibt hier jeden Blauton, den alle Supercomputer der Welt errechnen können, zu sehen. Das Wasser ist unendlich klar. Bis wir in ca 7 m Tiefe auf die sogenannte Halocline treffen. Hier mischen sich Salz- und Süßwasser was die Sicht kurzzeitig etwas verschwimmen lässt. Zusätzlich durchtauchen wir in noch tieferer Tiefe in eine Schwefelwolke, die hier mal eben so rumschwebt. Es ist als würde man durch den dänischen Winternebel schreiten, nur halt in 30+ m Tiefe. Insgesamt ein echt cooles Erlebnis und einen neuen persönlichen Tieftauchrekord haben wir auch aufgestellt. Danach gehts für den zweiten Tauchgang in die benachbarte Dos Ojos Cenote. Hier bewegen wir uns in nur maximal zehn Metern Tiefe auf der Barbieline. Es ist unser erster Höhlentauchgang und weil das Wasser so klar ist fühlt es sich an, als würden wir durch eine Tropfsteinhöhle schweben. Auch nicht schlecht aber: The Pit bleibt best.
Am Rückweg können wir uns mal wieder nur über die mexikanischen Baumeister wundern. Ihren Fetisch für Temposchwellen haben wir hier ja schon ausführlich diskutiert, aber Temposchwellen auf einem Feldweg einzubauen ist ja nun wirklich nicht nötig. Aber seis drum.
Nächster Tag, nächste Cenote. Diesmal steuern wir Cenote Casa an, aber nur zum Schnorcheln. Die Anreise per Colectivo (mit denen man in Mexiko gefühlt überall zu jeder Zeit hinkommen kann) glückt problemlos, das Schorcheln entpuppt sich als sehr unglücklich. Am Rande der Cenote erstreckt sich nämlich ein Mangrovenwald in dem ein Krokodil haust. Angeblich ist es an Menschen gewöhnt und es hat auch einen süßen Namen, Panchito nämlich. Trotzdem ist Flo beim Schnorcheln mit der Gesamtsituation leicht unzufrieden – Mangroven mit Krokodil sind ihm dann doch zu spooky. So beendet er den Schnorchelgang nach kurzen zehn Minuten wieder. Die in dieser Beziehung (also beim Schnorcheln, nicht generell) furchtlosere Bettina entdeckt noch ein paar Fische, bekommt Panchito aber zum Glück auch nicht zu Gesicht. Damit der Ausflug nicht ganz umsonst war, setzen wir uns an der nächsten Strandbar noch auf ein Getränk und eine Guacamole und genießen die Aussicht auf die Riviera Maya – man gönnt sich ja sonst nichts. Am Weg zurück werden wir wieder einmal Zeugen der mexikanischen Gastfreundschaft. Wir werden zum wiederholten Male einfach so ein Stück von einem vorbeifahrenden Auto mitgenommen.
Dann ist schon wieder etwas passiert. Flos Kreditkarte wird gesperrt. Mal wieder. Diesmal aber nicht selbstverschuldet. Dafür aber irreversibel. Nachdem da jemand versucht hat seine Karte online unautorisiert zu verwenden, wurde sie von der Bank gleich gesperrt. An sich gut so und eine neue Karte ist auch gleich auf dem Weg. Nach Graz halt. So sind wir die nächsten Wochen wohl von Bettinas Karte abhängig.
Nachdem wir noch nicht weiter als bis Tulum geplant haben, steht ein Planungstag an. Dieser startet mit einem kleinen Dämpfer. Wir würden gerne in Belize tauchen gehen. Die Belizer Preispolitik sagt uns jedoch nicht ganz so zu und deshalb beschließen wir nochmal in Mexiko zu tauchen. Und wir finden auch sogleich einen guten Spot. Von Mahahual aus kann man zu einem Ort, wo sich oft Manatees (Seekühe) aufhalten. Wie cool! Also rein ins nächste Colectivo und nichts wie hin.
Mahahual ist ein nettes, bisschen verschlafenes Küstenörtchen und nachdem wir ankommen zeigen sich die Mexikaner schon wieder von ihrer allernettesten Seite. Als wir von der Bushaltestelle zu unserer Unterkunft spazieren (ca. 25 Minuten bei immer noch allergrößter Hitze), hält ein vorbeifahrendes Auto und die Frau fragt uns wo wir denn hinwollen. Sie ist am Ende so nett uns zur Unterkunft zu führen, obwohl sie eigentlich gerade in die andere Richtung unterwegs war – wie nett kann man sein! Doch dann wartet die große Mahahualer Hiobsbotschaft auf uns. Der Tauchspot mit den Manatees wird von allen Tauchschulen frühestens wieder in ein paar Tagen angefahren, dem Schlechtwetter sei Dank. Stimmt schon, es regnet immer wieder, aber wir sind erstmal doch recht enttäuscht. Mahahual ist zwar recht nett, aber hier vier Tage auszuharren, um dann auch nur vielleicht zum Tauchspot fahren zu können, erscheint uns ein bisschen lange. Wie gut, dass Mahahual auch Ausgangspunkt für den ‚Banco Chinchorro‘ Nationalpark ist, wo man auch hervorragend tauchen kann. Was man hier so sehen kann? Vor allem Ammenhaie, wird uns versichert. Klingt gut und ist auch schon gebucht. Wie immer, bei der Tauchschule die uns am sympathischsten erscheint (und der mit dem coolsten Logo). Was noch inkludiert ist, ist ein Ausflug auf eine Krokodilinsel zwischen den Tauchgängen. So sehr wir die Mexikaner ins Herz geschlossen haben, ihre chronische Liebe zu Krokodilen können wir nur bedingt nachvollziehen. Übrigens heißen so gut wie alle Krokodile Panchito. Die Insel, auf der nur ein paar Forscher leben, ist übersät mit Krokodilen. Echt unheimlich. Wir spazieren in Schlapfen über die Insel und plötzlich liegen nur zwei Meter entfernt die riesigen Fressmaschinen herum. Irgendwie schon beängstigend, zumindest für nicht Mexikaner. Nachdem wir die einzigen nicht Mexikaner auf dem Tauchtrip sind, fürchten wir uns still und heimlich und vertrauen darauf, dass wir im Notfall nicht die langsamsten sind. Einem Krokodil fehlt übrigens der komplette Oberkiefer, vermutlich das Resultat eines Kampfes mit einem der anderen Krokodile. Nur mal so zur Einordnung der Beißkraft der Panchitos. Aber alles gut, wir überleben und die Tauchgänge beeindrucken uns mal wieder. Wir sehen wieder einiges schönes Fischgetier. Vor allem viele Ammenhaie. Einer von ihnen schwimmt fast den ganzen Tauchgang an unserer Seite und geht sogar auf Tuchfühlung mit Bettina. Kann auch nicht jeder von sich behaupten, dass er schon mal von einem Hai berührt wurde, oder?
Nach dem Tauchen heißt es für uns: mit dem Schlauch abduschen, was essen und in den nächsten Bus hupfen – es geht nach Bacalar, unserer letzten Station in Yucatán. Wir kommen im strömenden Regen an und müssen diesmal tatsächlich selber zur Unterkunft gehen, ganz ohne mitgenommen zu werden. Frechheit. Bacalar überzeugt durch eine wunderschöne türkise Lagune. Weiters gibt es einen Hund, der sich uns für einen ganzen Tag anschließt. Wir gabeln ihn am Hauptplatz auf, er geht perfekt Beifuß (also Bettinas Fuß), folgt uns bis zur Lagune. Zwischendurch speichelt er uns ein bisschen an. Großartig. Am Weg nach Hause verlieren wir ihn wieder. Als wir jedoch Abendessen kochen, ist er plötzlich wieder da und möchte das Gelände der Unterkunft nicht mehr verlassen, obwohl er hier vermutlich nicht so gerne gesehen ist.
Die Weiterreise, einmal quer durch Belize nach Guatemala, zu organisieren fällt uns erstaunlich schwer. Es sind mehrere Telefonate und mehrere Whatsapp Nachrichten nötig, aber am Ende werden wir zur vereinbarten Zeit an vereinbarter Stelle abgeholt. Also alles gut und wir hoffen sehr, dass das guatemaltekische Essen auch nur annähernd mit dem mexikanischen mithalten kann.
Fazit: Nicht von den falschen Spinnen beißen lassen. The Pit is best. Bettina wurde vom Hai berührt. Mexikaner lieben ihre Panchitos.