Oder: Mystischer Morgen in Tikal

Nachdem die große Yucatán Trilogie nach zwei großartigen Teilen ihr Ende findet, geht es für uns nach Guatemala. Blöd nur, dass zwischen Mexiko und Guatemala noch dieses Belize liegt. Macht nix, da müssen wir jetzt durch (also wortwörtlich). Mexiko versucht uns gebührend (Achtung, schon wieder ein Wortspiel, heute läufts bei uns) zu verabschieden. Die Grenzbeamten sind dafür bekannt eine Ausreisegebühr zu kassieren, die man eigentlich schon bei der Einreise bezahlt. Ja, alles ziemlich verwirrend, aber wir sind vorbereitet und haben einen Screenshot unserer Einreiseflugtickets auf denen die entsprechende Gebühr vermerkt ist. Als der Grenzbeamte den Screenshot nicht akzeptiert, weil er kein ausgedruckter Zettel ist und er ihn nicht zu den Akten legen kann, beginnen wir zu diskutieren. Das können wir inzwischen und dem eh schon schlecht gelaunten Beamten wird es schnell zu blöd. Mit einer angewiderten Wegscheuchbewegung werden wir begnadigt. So hat jeder was er will, wir haben uns 40 Euro gespart und der Grenzbeamte ist uns los. Jetzt sind wir das Problem von Belize.

Abgesehen von einem kurzen Klostopp in Belize City sehen wir das Land aber nur aus dem Busfenster. Die lange Fahrt kommt uns gar nicht so lange vor, wir werden sogar von den schlaglochlastigen Straßen immer wieder mehr oder weniger sanft in den Schlaf gebeutelt.

Flores heißt unser erster Stopp in Guatemala. Die kleine bunte Insel im See Petén hat unserer Meinung nach ein gutes Einheimische/Touristen Verhältnis. So hat der Ort Charme und es gibt gutes, billiges guatemaltekisches Essen an jeder Ecke aber gleichzeitig genug touristische Infrastruktur. Wir gehen die ersten Tage gemütlich an, organisieren uns ein bisschen und borgen uns Kayaks aus um einmal um die Insel zu fahren. Weil wir zu geizig für die guten Hartplastikkayaks sind, werden es die billigen aufblasbaren mit dem klingenden Namen „Hydroforce“. Ganz so kraftvoll kommen wir uns in den Dingern aber nicht vor und so dümpeln wir ziemlich kurslos am See herum und werden sogar von vorbeifahrenden Stand-up Paddlern ausgelacht. 

Gut, dass wir nicht extra zum Kayaken nach Flores gekommen sind. Der eigentliche Grund warum wir hier sind ist nämlich Tikal, tief im Dschungel versteckte Mayaruinen.

Um das zu bestaunen müssen wir wieder mal ultra früh aufstehen. Um 3:45 nämlich! Ein bisschen ein schlechtes Gewissen haben wir, weil der super liebe Hostelrezeptionist extra für uns auch so früh aufsteht, nur um uns ein Frühstück zu machen. Dabei ist er auch noch verstörend gut drauf. Kann man von uns nicht behaupten, vor allem nicht als wir erfahren, dass wir ruhig noch ein bisschen länger schlafen hätten können. Unser Bus hat nämlich 40 Minuten Verspätung. Als wir dann endlich wegfahren, gibt es noch ein paar Stopps, damit sich der Fahrer in aller Ruhe Jause für den Tag kaufen kann und wir müssen sogar noch mal umdrehen und wieder zurück nach Flores fahren. Es wurden nämlich zwei Touristen vergessen. Kann schon mal passieren. Am Ende kommen wir völlig überraschend trotzdem pünktlich um sechs Uhr zur Öffnung des Parks in Tikal an. Ein Hoch auf unseren Busfahrer. Für unsere Mitreisenden, die eine geführte Tour gebucht haben (alle außer uns und einem andern Paar), heißt es jetzt noch mal 30 Minuten am Eingang warten, bis der Guide fertig gefrühstückt hat. So sind wir an diesem Tag die Ersten, die die Anlage betreten. Es steigt der Nebel unter den Bäumen auf und um uns herum wachen gerade lautstark die Dschungelbewohner auf. Eine sehr besondere Atmosphäre. So sehen wir auf dem Weg zu den Mayatempel unter anderem eine große Nasenbärensippschaft, Agutis (quasi sowas wie Meerschweinchen auf Steroiden), Tukane, Papageie und viele andere größere und kleinere Vögel. Aus der Ferne hören wir außerdem das Gebrüll von – naja – Brüllaffen.

Wir haben ja wirklich jedes Mal starke Zweifel, ob sich das ganze frühe Aufstehen wirklich lohnt, tut es im Nachhinein aber eigentlich immer. So fühlen wir uns fast wie Entdecker, als wir da so allein durch den Dschungel spazieren und einen Tempel nach dem anderen finden. Auf einige darf man sogar hinauf, was einen tollen Blick über den Dschungel bietet. Wie riesig die Anlage mal war kann man nur erahnen. Viele der Tempel sind nämlich noch gar nicht ausgegraben und so schlendern wir immer wieder an verdächtig pyramidenförmigen, bewachsenen Hügeln vorbei. Tut uns leid Chichén Itzá, aber Tikal ist unserer Meinung nach einfach die coolere Maya Stätte.

Zurück in Flores können wir unseren Kleinkrieg gegen die Putzfrau fortsetzen. Ja, es werden hier die Zimmer jeden Tag geputzt, hatten wir so auch schon lange nicht mehr. Dabei verschwindet unser kontrolliertes Chaos immer wie durch Zauberhand in den Kästen des Zimmers. Doch nicht mit uns, denn jeden Tag schaffen wir es wieder aufs Neue unser Zeug feinsäuberlich am Boden zu verteilen. Darüber hinaus wird Flo noch von einem Vogel attackiert! Einfach so schnappt er nach seiner Sonnenbrille. Aber nix passiert, Flo kommt mit dem Schreck davon und dem Vogel gehts soweit auch gut.

Fazit: Diskutieren können wir inzwischen trilingual. Wir würden den Weltwundertitel eher an Tikal als an Chichen Itzá vergeben. Vögeln ist nicht zu trauen.