Oder: Die Kolumbianer und ihre Papayas

Nach einem Monat Heimaturlaub geht es also wieder los! Nach Südamerika wollen wir. Tja, blöd nur, dass das Bodenpersonal von Austrian Airlines diesen Wunsch nicht so wirklich unterstützt. Uns wird das Einchecken verweigert, weil wir kein Visum für Kolumbien haben. Dass ein Visum erst für Aufenthalte über 90 Tage benötigt wird und wir nach gerade mal fünf Tagen weiter fliegen interessiert am Schalter keinen, weil wir den Weiterflug separat und – was wahrscheinlich noch viel unverzeihlicher ist – nicht mit Austrian Airlines gebucht haben. Die Frau am Kundenserviceschalter ist maßlos genervt, weil wir uns nicht von ihrem ‚was soll ich da machen‘ abspeisen lassen, der Sicherheitsmann ist lautstark auf unserer Seite (trägt vermutlich weiter zur Genervtheit der Frau bei), und wir versuchen nicht die Nerven wegzuschmeißen obwohl unser bequemer Zeitpuffer davon schmilzt. Nach langem Hin und Her lässt sich die Dame dazu herab, ein paar Telefonate zu machen um abzuklären, ob das Flugzeug uns auch ohne Visum mitnimmt. Tut es. Wäre doch gelacht, wenn wir es nach über neun Monaten reisen dieses Mal nicht mal aus Österreich raus schaffen würden. Weil wir inzwischen so spät dran sind wird unser Gepäck nur recht widerwillig und mit dem Vermerk, dass es vielleicht nicht in Südamerika ankommt angenommen und wir flitzen einmal quer über den Flughafen um es wenigstens selbst ins Flugzeug zu schaffen. Das haben wir auch schon mal entspannter hingekriegt. Aber hey, wir wollen uns nicht beschweren, immerhin kommen wir UND unser Gepäck nach einem langen Flug in Bogotá an und den Grenzbeamten interessiert es herzlich wenig, dass unser Weiterflug nicht Austrian Airlines konform ist.

Obwohl uns der Jetlag voll im Griff hat und wir auch die Höhe ein bisschen spüren (Bogotá liegt auf 2600 m) versuchen wir gute Touristen zu sein und erkunden ein bisschen unser Viertel la Candelaria. Gleich beim ersten Straßenmarkt macht uns ein besorgter Verkäufer darauf aufmerksam, dass wir unseren Rucksack besser am Bauch tragen sollen. Ob wir uns damit ein bisschen blöd vorkommen? Ja! Machen aber die Einheimischen auch so, also was solls. Besonders gut gefällt uns das Botero Museum. Ja, wir sind auch überrascht, aber die voluminöse Kunst die hier ausgestellt ist hat uns verzaubert. Und dass der Eintritt kostenlos ist schadet ja auch nie.

Etwas, was man laut Internet in Bogotá auch auf keinen Fall verpassen darf, ist die Graffiti Tour. Wir sind ja eigentlich keine große Fans von geführten Touren, aber selbst wir müssen zugeben, dass es sich gelohnt hat, unsere Prinzipien dafür über Bord zu werfen. Unser Guide Giovanni überhäuft uns mit interessanten Geschichten und kleinen Anekdoten, was die beeindruckende Street Art noch spannender macht. Was hängen geblieben ist: Graffiti Kunst ist ein gefährliches Business (Giovanni hat aufgehört weil er jetzt Familienvater ist). Kartoffel ist in Kolumbien das am universellsten einsetzbare Wort. Früher gab es mehr Kinder, weil es keine Fernseher gab. Das Sprichwort ‚Don‘t give Papaya‘ bedeutet, dass man sich nicht zur Zielscheibe für Kriminalität machen soll und scheint das Motto der Kolumbianer zu sein.

Weil es am Ende der Tour zu regnen beginnt, retten wir uns in eines der vielen kleinen Restaurants die nur mittags geöffnet haben, um uns mit einem menú del día zu stärken. Köstlich können wir euch sagen! Und super billig. Wir sind auf jeden Fall große Fans der leckeren Tagesmenüs bei denen man sich preiswert durch die lokale Küche kosten kann und haben auch schnell unser Lieblingsrestaurant ausgemacht. Hibiskus heißt es, solltet ihr mal zufällig in der Gegend sein. Und das Beste: Sie bieten auch Frühstück mit den absolut besten Arepas an. Es läuft also wieder bei uns.

Zum Abschluss unseres Aufenthalts in Bogotá wollen wir noch den hiesigen Hausberg Monserrate erklimmen. Weil uns die Gondel zu teuer ist und wir sowieso das Bedürfnis haben, uns mal wieder ein bisschen zu bewegen, ignorieren wir die Schauergeschichten aus dem Internet und nehmen die Stufen. Ob wir damit gleich an unseren ersten Tagen in Südamerika ‚Papaya gegeben‘ haben? Nein. Von den gemein gefährlichen Banden sehen wir nichts, dafür aber jede Menge Sportler und Familien. Und Polizisten. An jeder Ecke Polizisten. Was dann vielleicht auch die Abwesenheit der raubenden Bandenmitglieder erklärt. Jedenfalls gefällt uns der Weg echt gut und der Ausblick vom Gipfel auf 3150 m auf die endlose Stadt noch mehr.

Weil Bogotá quasi nur ein Zwischenstopp zur Akklimatisierung war, heißt es für uns nach ein paar Tagen auch schon wieder „Hasta luego Colombia“. Es geht in höhere Regionen, aber davon dann nächstes Mal mehr.

Fazit: Nimm das, Austrian Airlines. Bogotá ist vielleicht keine Schönheit, aber durchaus besser als ihr Ruf. Don‘t give Papaya!