Es ist soweit! Euer Lieblingsreiseblog (hoffentlich!) ist nach kurzer Schaffenspause wieder zurück. Wir fliegen in die Stadt mit dem weltweit höchstgelegenen Regierungssitz. Leider können wir diesen nicht sofort besichtigen, da wir nach unserem nächtlichen Flug erst um 3.00 Uhr nachts in unserer Unterkunft eintreffen. Kleine Sorgen hatten wir zugegebenermaßen ja schon, dass wir, trotz vorheriger Zusage, nicht mitten in der Nacht ins Hotel können und auf den Straßen von La Paz frieren müssen. Aber alles gut, es scheint irgendwie recht normal zu sein, hier mitten in der Nacht anzukommen, denn wir sind erstaunlicherweise nicht die Einzigen, die zu dieser Unzeit ein Bett haben wollen.
Am nächsten Tag schlafen wir aus und sind mit unserem Hotel sehr zufrieden (es soll nicht unser letzter Besuch hier sein). Die Straßen von La Paz wollen erkundet werden. Und die zeigen sich gleich von ihrer besten Seite. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm und Sonntag ist auch. Wie es sich für einen Sonntag gehört, stolpern wir auch alsbald in einen Straßenmarkt und kosten gleich mal ein paar bolivianische Spezialitäten – sehr gut eigentlich! Vom bolivianischen Essen haben wir bis jetzt nicht viel Gutes gehört und sind deswegen gleich mal positiv überrascht. Der Straßenmarkt hat auch ein Hip-Hop Dancebattle zu bieten, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir lassen uns noch ein bisschen durch die Straßen treiben und empfinden La Paz als sehr nette und entspannte Stadt. Das soll sich mit dem Anbruch des nächsten (Werk)tages ändern, mit Verkehr ist es nämlich nicht mehr ganz so entspannt in den Straßen. Die überaus gemütlichen Bolivianer verlieren diese herrliche Eigenschaft leider komplett, wenn sie ein Auto, Motorrad, Colectivo oder einen Bus lenken. Wir haben jedoch die Lösung für uns gefunden: wir lassen das Straßenchaos unter uns und unternehmen eine Gondelfahrt. Nachdem sich La Paz mit seinen steilen Gassen auf einer Seehöhe zwischen 3200 und 4100 m erstreckt, gibt es (für faule Menschen) ein öffentliches Gondelsystem. Aus Akklimatisierungsgründen (und um die Aussicht auf die Stadt zu genießen), nehmen wir die rote Gondel und fahren nach El Alto. Wie der Name schon sagt, ist El Alto eher hoch gelegen und man hat einen herrlichen Blick auf die Stadt und kann ein paar verschneite Berge im Hintergrund erkennen. Die Höhe spüren wir schon ein bisschen, aber alles nicht so schlimm wie gedacht. Vor allem beim ständigen Bergaufgehen in La Paz‘ Straßen sind wir dann aber doch recht schnell außer Atem.
Nach zwei entspannten Tagen geht es dann ans Eingemachte. Wir wollen Ausflüge organisieren. Und so heißt es, mal wieder, die vielen Touragencies abzuklappern und nach Möglichkeiten, Preisen etc. zu fragen. Wenn wir nur eine Standardtour machen wollen würden, wäre das ja alles gar nicht so schwierig, nachdem eh alle mehr oder weniger das Gleiche anzubieten haben. Jedoch haben wir uns – mal wieder – etwas außerhalb der Norm in den Kopf gesetzt. Wir wollen nämlich zum Pico Austria. Richtig gelesen, der Berg mit dem Namen des wundersamen Landes der Schnitzel, Kaiserschmarrn und Einzelfälle. Klar, dass wir da rauf müssen. Die gute Nachricht ist, dass der Berg den meisten Touranbietern grundsätzlich ein Begriff ist. Ausschließlich Transport dorthin, ohne einen Bergführer zusätzlich anzuheuern, ist leider nicht ganz so einfach. Aber am Ende finden wir wen der uns hinführt. Was wir auch noch finden ist, tada, eine Standardtour, die überall angeboten wird. Diese Tour beginnt auch schon am nächsten Tag. Wir bekommen relativ fahrtüchtige Mountainbikes (ok, Bettinas würde wohl ein großes Service vertragen), Motocrosshelme und werden ans obere Ende des berühmt-berüchtigten Camino de la Muerte gebracht. Die ehemals gefährlichste Straße der Welt führt durch viele unversicherte, einspurige (also von der Breite her zumindest), unbefestigte, luftige Kurven und war früher eine wichtige Transitroute. Wir starten unsere Downhill-Fahrradtour auf 4700 m und kommen am Ende auf 1200 m am Ziel an. Die Fahrt war sehr cool, aber wenn man sich vorstellt, dass auf dieser Straße Busse und LKWs aneinander vorbei fahren mussten, können wir uns schon gut vorstellen warum die Straße so heißt, wie sie eben heißt. Death Road. Vor allem Bettinas Arme schmerzen nach den vielen Kilometern am Fahrrad über Stock und Stein (vor allem Stein eigentlich) Nach der abenteuerlichen Fahrt bekommen wir mal wieder eindrucksvoll gezeigt, warum wir solche organisierten Gruppentouren eigentlich meiden, aber daüber wollen wir hier keine Gedanken verlieren. Nicht schon wieder. Oh, und wir haben unsere ersten Lamas gesehen! Wenn ihr euch fragt warum es von unserem abenteuerlichen Ritt auf der Death Road keine Fotos gibt: Wir hätten genau eine Woche Zeit gehabt, um sie von der Website der Agentur runter zu laden. Eine Woche! In der Zeit geht in Südamerika gar nix. Und wir sind halt schon voll angepasst. Deswegen an alle Interessierten: selbst recherchieren oder selbst erleben.
Nun zu unserer Extrawurst Tour: die Besteigung des Pico Austria. Wir werden entsprechend früh am Morgen, wie vereinbart abgeholt und rumpeln zwei Stunden von La Paz ins absolute Bergparadies. Zwischendurch versperrt uns eine Alpacaherde den Weg. Bettina ist entzückt, springt erquickt aus dem Auto und macht Fotos. Flo ist für so viel Begeisterung noch zu müde und genießt den Anblick von drinnen. Mitten im Nirgendwo endet die ‚Straße‘ und wir beginnen unsere Wanderung. Wir sind noch nicht ganz so optimistisch ob des Wetters und deshalb noch nicht ganz so euphorisch wie Bettina bei den Alpacas. Es liegt nämlich überall Neuschnee rum und neblig ist es auch. Unser Fahrer ist leider kein begnadeter Hobbymeteorologe und kann uns dementsprechend nicht sagen obs so bleiben wird oder nicht. So starten wir einfach mal und hoffen, dass wir den Weg durch den Nebel schon finden werden. Siehe da, nach einer Stunde ist der Nebel weggeblasen und der Schnee schmilzt vor sich hin. Wir sehen noch mehr Alpacas und auch Esel, diesmal freut sich auch Flo drüber. Wir spazieren an zwei kleinen Lagunen vorbei und finden es schon recht schön. Doch dann wird es spektakulär! Wir kommen an eine große Lagune, die Sonne scheint, der Himmel ist klar und dahinter erstreckt sich eine perfekte Berglandschaft. Klare Empfehlung unsererseits, sich die Fotos anzuschauen (dieses Mal wieder selbst geschossen, ohne herunterladen und so). Es ist auch der perfekte Platz für unsere erste Pause und um endlich zu frühstücken. Wir sind ganz für uns und die Landschaft ist einfach atemberaubend. Alles richtig gemacht soweit.
Danach gehts weiter Richtung Gipfel und ab hier wird es auch ein bisschen anstrengend, da es anfängt steiler bergauf zu gehen. Am Ende geht uns ein bisschen die Luft aus, aber wir schaffen es natürlich zum Gipfel. Hier, auf 5320 m, hat man eine fantastische Aussicht auf La Paz, den Titicacasee, Gletscherwelten, Mondlandschaften und Berge. Gefühlt kann man, je nachdem in welche Richtung man den Kopf dreht, vier verschiedene Welten beobachten. Was wir auch noch beobachten, sind extraterrestrische Phänomene. Wir werden Zeugen eines herrlich ausgeprägten Halo-Lichteffektes. Bitte selbst googeln, das zu erklären sprengt nicht nur den Rahmen dieses Blogeintrages sondern gefühlt auch die Grenzen der Physik.
Wir genießen 45 min ganz alleine am Gipfel und verspeisen, ganz klassisch, ein paar Mannerschnitten die wir extra zu diesem Anlass aus Österreich mitgenommen haben. Was auch sonst am Pico Austria. Am Weg nach unten begegnen uns einige Gruppen mit Bergführern. Da der Nachmittag inzwischen doch schon recht fortgeschritten ist, sind wir uns nicht ganz sicher ob es alle noch bei Tageslicht hinauf und wieder hinunter schaffen, denn die Sonne geht hier sehr strikt um 18 Uhr unter. Nicht unser Problem, aber wir wundern uns schon warum sie so spät unterwegs sind. Was bleibt ist ein perfekter Wandertag, mit einer der atemberaubendsten Aussichten, die wir je hatten. Kann auf jeden Fall mit Nepal mithalten. Was uns auch noch bleibt ist ganz schön viel Jause, die wir zu viel mithatten. Viel zu viel. Falls ihr euch übrigens fragt, wie der Berg zu seinem Namen gekommen ist: wir wissen es nicht, das Internet weiß es nicht und alle Bolivianer die wir gefragt haben wissen es schon gar nicht.
Fazit: Pico Austria wird seinem Namen absolut gerecht. Die Death Road auch. Bolivianer gehen extrem langsam. Man kann nie zu viel Jause dabei haben. Über eine Großstadt zu gondeln ist ganz cool.