Da ist es schon wieder passiert. Der Nachtbus von Uyuni nach Sucre ist mal wieder schneller, als uns gesagt wurde, sodass wir mal wieder um 4.30 in der Wartehalle vom Busbahnhof stehen und nicht wissen wohin mit uns. Vielleicht sollten sie die Fahrpläne mal aktualisieren, anscheinend sind die Straßen in den letzten Jahren besser geworden und deshalb sind plötzlich alle Busse schneller geworden. Wie auch immer, wir beschließen mal im Busbahnhofgebäude auf den Sonnenaufgang zu warten. Mit den ersten Sonnenstrahlen schlendern wir Richtung Unterkunft und haben mal wieder Glück. Wie so oft auf dieser Reise. Gerade als wir nämlich die Unterkunft erreichen, sperrt der Besitzer die Tür zu, um zum morgendlichen Einkauf aufzubrechen. So können wir gerade noch in die Unterkunft hinein schlüpfen und wir bekommen sogar schon unser Zimmer. Was gibt es schöneres als nach einer Nachtbusfahrt um 6.30 schon in sein Zimmer zu können, zu duschen und noch ein bisschen zu schlafen? Für uns jedenfalls gerade nicht sehr viel.
Nachdem wir den verlorenen Schlaf der letzten Tage aufgeholt haben, erkunden wir die Stadt. Und diese kommt gleich mit mehreren Extras: sie ist super schön – alles ist in weiß gehalten, man kann sich herrlich in den kolonialen Gässchen verlaufen, es gibt viele süße Straßenhunde und wir fühlen uns auf Anhieb sehr wohl. Fast noch besser ist, dass man erstmals in Bolivien seine Daunenjacke mit gutem Gewissen zuhause lassen kann – es ist nämlich herrlich warm. Tagsüber zumindest. Obwohl die Sonne jeden Tag äußerst pünktlich so gegen 18 Uhr untergeht und man so eigentlich seine Garderobe recht zuverlässig planen kann, schleppt Bettina ihre Jacke lieber trotzdem immer mit. Man weiß ja nie. Sucre ist sehr gut zu uns und wir verbringen ein paar schöne Tage, in denen wir außer ausschlafen, durch die Stadt schlendern, am Hauptplatz Schokoeis essen und die Sonne genießen nicht allzu viel erledigen. Wir genießen außerdem viele gute ‚menú del día‘ – die sehr preiswerten täglich wechselnden Mittagsmenüs mit denen man sich vorzüglich durch die bolivianische Küche kosten kann. Trotz der täglich wechselnden Gerichte dürfen offensichtlich einige Zutaten niemals fehlen: Mais, Reis, Nudeln und die berühmte Quotenkartoffel.
Das Einzige, das in Sucre nicht so gut läuft, ist die Sache mit dem Wäsche waschen. Wir finden endlich mal wieder eine Selbstbedienungswäscherei. Tragischerweise fällt während unserer Wasch- und Trockengänge mehrmals der Strom in der ganzen Stadt aus, sodass wir am Ende wohl schneller gewesen wären, wenn wir mit dem Waschbrett per Hand am Fluss gewaschen hätten und unsere Wäsche danach an der Luft getrocknet hätten. Was solls, am Ende ist unsere Wäsche frisch gewaschen und sogar zumindest ein bisschen trocken.
An unserem letzten Tag in Sucre ist dann doch noch ganz schön was los. Es ist Frühlingsbeginn und gleichzeitig sowas wie Valentinstag. Jedenfalls ist die ganze Stadt auf den Beinen und wir sehen auffallend viele junge Männer mit Blumensträußen und Pralinenschachteln in den Händen mit der Mission, sie ihrer Angebeteten zu überreichen. Wir lassen uns auch nicht lumpen und trinken einen Kaffee/heiße Schokolade in einem Kirchturm mit Ausblick über die ganze Innenstadt. Sehr schön und auch ein bisschen romantisch. Als es dunkel wird ist dann der ganze Hauptplatz voller Lichter, kleiner Bands und guter Stimmung. Wir genießen (mit Daunenjacke) unser letztes Schokoeis und haben viel Freude beim Leuteschauen.
Fazit: Wir mögen die bolivianischen Mittagsmenüs. Wenn der Blackout kommt, müssen die Waschbretter wieder ausgepackt werden. Frühlingsgefühle im Oktober. Leuteschauen mit einem Eis in der Hand macht echt überall Spaß.