Oder: In einem Land vor unserer Zeit

Wir wollen Dinosaurier sehen! Oder zumindest ihre Fußspuren. Im Torotoro-Nationalpark soll es sie geben. Also nichts wie hin! Am Weg dorthin müssen wir uns schon wieder über die Nachtbusse wundern. Wir fahren von Sucre nach Cochabamba und kommen um 2.30 Uhr Nachts an. Normal. Leider. Unglücklicherweise hat in Cochabamba der Busbahnhof in der Nacht auch noch zugesperrt, sodass wir (übrigens so wie die Einheimischen auch) vor dem Gebäude am Boden auf den Tag und das Aufsperren des Busbahnhofes warten müssen. Der Traum so einiger Großeltern, mitten in der Nacht in einer fremden Stadt und im Dunkeln vor dem Busbahnhof herumlungern. Bettina hat sich grundsätzlich recht schnell mit unserem Schicksal abgefunden, Flo nutzt die Zeit um gedanklich schon einen gesalzenen Leserbrief an die bolivianschen Busgesellschaften aufzusetzen. Nachdem der Busbahnhof um 4.30 Uhr tatsächlich seine Tore öffnet, können wir zumindest mal aufs Klo und einen Kaffee kaufen. Mit den ersten Sonnenstrahlen machen wir uns auf den Weg, quer durch die Stadt zu einer relativ beliebigen Straßenecke, an der angeblich die Colectivos nach Tototoro fahren. Wie so oft gibt es hier keine zuverlässigen Abfahrtszeiten. Wie so oft haben wir aber auch Glück. Als wir ankommen sind genau noch 2 Plätze frei und damit gehts auch gleich los. Warum das Gepäck Verstauen und Einsteigen bei Colectivos immer im Megastress ablaufen muss obwohl danach eh jedes mal alle noch mindestens 10 Minuten im Auto herumsitzen und auf die tatsächliche Abfahrt warten, erschließt sich uns bisher noch nicht, aber nachdem es überall auf der Welt so abläuft scheint es schon seine Berechtigung zu haben. Man muss ja auch nicht alles verstehen. Wir fahren nochmal 3.5 äußerst holprige Stunden nach Torotoro. Dort angekommen ist Flo (Entschuldigung nochmal an dieser Stelle an Bettina) extrem genervt, müde und unwillig sich um irgendwas zu kümmern. Blöd nur, dass wir noch nichts gebucht haben und uns erst eine Unterkunft suchen müssen. Das Dorf wirkt auf uns sehr verschlafen und wir fragen uns schon, ob wir im richtigen Torotoro sind. Nachdem aber im ganzen Dorf immer wieder Plastik-Dinosaurier herumstehen, werden wir schon richtig sein. Wir (in diesem Fall Bettina, denn Flo ist gerade alles egal) finden schließlich ein Hotel, so dass wir endlich duschen können und den weiteren Vormittag einfach verschlafen.

Auch am Nachmittag ist das Dorf noch wie ausgestorben, es gibt weder viele Touristen noch viele Einheimische. Wir besuchen noch das Nationalparkhauptquartier um uns über die verschiedenen Möglichkeiten den Park zu besichtigen, zu informieren. Das stellt sich als überraschend komplex heraus. Es gibt zig verschiedene Sachen zu sehen und zu machen. Schon schwierig genug, da das Richtige für sich herauszusuchen. Die nächste Ebene der Komplexität: Man muss in der Früh zum Hauptquartier kommen, hoffen dass noch andere Touristen da sind, sich mit diesen auf eine Tour einigen, Gruppen bilden und erst dann bekommt man freundlicherweise einen Guide zugeteilt. So weit so kompliziert. Nachdem wir beim Herumspazieren noch nicht viele andere Touristen gesehen haben, sind wir nicht sicher ob wir am nächsten Tag überhaupt eine Gruppe zusammenbringen. Wir überlegen uns, was wir am nächsten Tag gerne sehen würden und hoffen einfach mal auf das Beste.

Am nächsten Morgen sind wir pünktlich um 7 Uhr beim Nationalparkbüro und treffen dort auf ein belgisches Paar, mit denen wir uns schonmal auf eine gemeinsame Tour einigen können. Soweit so gut. Die nächsten fünf bis sechs Touristen, die so eintrudeln wollen alle eine komplett andere Tour machen und bilden ihre eigene Gruppe. Wir brauchen noch exakt zwei Leute für unsere Gruppe und hoffen bei allen Leuten, die am Büro vorbeispazieren, dass sie die Auserwählten sind. Nach einer dreiviertel Stunde Wartezeit finden wir (endlich) zwei mittelfitte Bolivianer. Da wir eigentlich den ganzen Tag durch den Nationalpark wandern werden, sind wir gegenüber der körperlichen Eignung der beiden recht skeptisch. Als sie nach dem Buchen der Tour nochmal wegmüssen um Frühstücken zu gehen und wir nochmal 20 Minuten warten müssen, ist Bettina schon hart an ihrer Frustrationsgrenze.

Aber dann geht es doch noch los! Am Vormittag wandern wir durch die Hügel des Nationalparks, haben coole Ausblicke, sehen ein paar Höhlen und müssen uns durch Felsspalten quetschen. Unsere Gruppe ist sehr nett und unser Guide Victor hat viel zu erzählen. Bettina sieht überall Kondore, die sich schlussendlich meist als Adler oder Geier herausstellen. Eigentlich ja auch sehr cool, aber wenn man eigentlich einen Kondor sehen will ist man trotzdem jedes mal ein kleines bisschen enttäuscht. Unsere Bolivianer sind leider wirklich ein bissl langsam und wir müssen öfter auf sie warten. Victor findet aber immer wieder Felsen wo er uns mit Bouldern beschäftigt, bis alle wieder zur Gruppe aufgeschlossen haben.

Danach geht es dann zu den Dinosaurierspuren. Wir sehen große und kleine Fußabdrücke und lernen was man daraus alles herauslesen kann, wenn man will. Schon ziemlich cool. Was allerdings noch um einiges beeindruckender ist, ist der Canyon zu dem wir danach wandern. Einfach wow! Wir stehen am oberen Rand auf einer Plattform und schauen gefühlt mehrere Kilometer in den Canyon hinunter. Richtig beeindruckend. Unser Guide bietet uns an, dass wir noch zum Grund des Canyons runterwandern und im Bach schwimmen können. Klingt fantastisch und wir sind natürlich schwer dafür. Unsere Bolivianer nimmt der Guide aufgrund fehlender Geländegängigkeit allerdings nicht mit und schickt sie zurück zum Auto. Wir haben das Gefühl, es ist für alle eine sehr gute Lösung. So wandern wir nur mehr zu fünft den Canyon hinunter, halten bei einem Wasserfall die Füße ins Wasser und genießen diesen tollen Ort. Danach lassen wir uns auf noch eine Extratour ein, indem wir den ganzen Canyon bis zum Dorf zurückwandern. Auch das war die goldrichtige Entscheidung, es geht über Stock und Stein und viel gekraxle den Bach entlang zurück Richtung Torotoro. Während wir so von Felsbrocken zu Felsbrocken springen gibt es plötzlich ein großes Platschen und Flo liegt im Bach. Da hat er wohl seinen Sprung falsch berechnet. Relativ ungeschickt, aber nix passiert. Mit nassen Füßen weiterzugehen ist zwar semi-prickelnd, aber gut. Die Wanderung und der ganze Tag sind landschaftlich unglaublich toll und wir kommen schlussendlich nach Einbruch der Dunkelheit müde, hungrig und sehr glücklich zurück.

Fazit: Das war das letzte Mal, das wir unsere Gschichtln mit einer Busgeschichte beginnen. Versprochen. Hoffentlich. Da kann der Grand Canyon (vermutlich, eigentlich wissen wir es ja nicht) einpacken! Flo ist in den Bach gefallen.