Oder: Ein Hoch auf Blasenpflaster

Kinder, das Blogschreiben und vor allem die Bilderformatierungen kosten uns ziemlich viele Nerven! Aber für unsere treuen Follower (Hallo an dieser Stelle an Mama und Papa) tun wir doch alles. Aber genug gejammert, wir starten endlich die Wanderung am Annapurna Circuit, der Grund warum wir eigentlich in Nepal sind. Von Minute eins weg werden wir mit tollen Aussichten belohnt! Der Weg verläuft durch pittoreske Reisfelder, vorbei an Wasserfällen und wir kommen mit dem Schauen garnicht nach. Immer wieder müssen wir uns angrinsen weil wir nicht glauben können, dass wir wirklich endlich hier sind. Es ist super heiß, wir gehen den ganzen Tag viel rauf und wieder runter, aber es ist wunderschön. An unserem Tagesziel Jagat, einem bunten, schönen Dörfchen angekommen, erfahren wir, dass es hier natürliche heiße Quellen gibt. Also packen wir die Badehose ein und schmeißen uns in die heiligen Fluten. Bettina wird in den offensichtlich eisenhaltigen Bädern mit oranger Haut gesegnet, Flo erweist sich als relativ unwürdig und behält seine natürliche Hautfarbe.

Am nächsten Tag hängt unsere Unternehmung schon am seidenen Faden – Flo schmeißt wegen einem kleinen Bläschen an der Ferse die Nerven weg. Heldenhaft beißt er die Zähne zusammen und wir kommen sogar weiter als wir für den Tag geplant haben. Es geht durch Dschungelabschnitte, über Passagen mit akuter Steinschlaggefahr und DURCH Wasserfälle. Wegen Murenabgängen ist der Wanderweg unpassierbar und wir müssen die Straße nehmen, bis wir in einem der schirchsten Guesthouses des ganzen Treks unterkommen.

Am dritten Tag begegnen uns viele wegen bevorstehender Festivitäten auf der Stirn bemalte Hunde. Einer von ihnen (Paul) beschließt an diesem Tag unser Wegbegleiter zu sein. Als er sich nach einer Zeit beginnt in Scheiße zu wälzen sind wir nicht ganz unglücklich, dass er sich nicht über die nächste Hängebrücke traut und wir somit unseren persönlichen Duftbaum verlieren. Apropos verlieren, der Teller von einem von Bettinas Stecken hat sich verabschiedet. Hätte auch niemand gedacht, dass Bettina zuerst was verliert, oder? Kein Problem, zwei Stunden später finden wir zufällig einen rumliegenden Teller am Weg der passt. Das Leben nimmt und das Leben gibt. Wir kommen zu Mittag in Timang an. Weil uns das Dorf mit seinem Blick auf den Manaslu (unser erster 8000er) so gut gefällt, bleiben wir gleich hier. Wir kommen bei einer netten, kleinen Familie unter. Abends zeigt sich in Nepal ob man in einem Guesthouse von Qualität residiert oder ob man daneben gegriffen hat. Die guten bieten nämlich zu jedem möglichen Essen Ketchup an (ja, auch zu Curry mit Reis), quasi als Gütesiegel. Weiters leuchten und blinken sie in allen Farben, wenn die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet wird. Heute Abend bekommen wir eine Reisportion von Bettinas Kopfgröße, und Nachschlag gibt es natürlich so viel man möchte. Frisch gestärkt lauschen wir den wohltuenden Klängen einer Gruppe von umherziehenden Kindern die, anlässlich der Dashain Festivitäten, enthusiastisch ein Lied zum Besten geben. Naja, eigentlich werden nur wenige Worte schief durch die Gegend geschrien. Wir interpretieren das am öftesten gekreischte Wort als „Waido!“.

Am Tag danach haben wir Grund zu feiern, auch Bettina tritt dem Club der Blasen am Fuß bei (yay). Die Landschaften ändern sich hier jeden Tag komplett, plötzlich befinden wir uns nicht mehr zwischen Dschungel und Reisfeldern sondern in Nadelwäldern. Am Ende des Tages sind wir nach einer langen Etappe stolz auf uns, wir sind nach der kurzen Etappe am Vortag wieder im Soll. Schön langsam kommen wir in höhere Lagen, was leider auch recht kalte Nächte mit sich bringt. Wir beschließen unsere Elektrogeräte und das Gewand für den nächsten Tag schon abends mit in den Schlafsack zu nehmen – dadurch wird es mitunter recht eng.

Auf unserem Weg von Upper Pisang nach Manang begegnen wir zum ersten Mal vielen Leuten am Trek. Gleichzeitig steht uns der bisher anstrengendste und längste Tag bevor. Nicht etwa weil das gezwungenermaßen eine lange Etappe ist, aber wir entscheiden uns bei jeder Wegkreuzung für die längere Route mit mehr Höhenmetern. Warum frag ihr euch? Weil die Routen die besseren Aussichten auf die Annapurnas liefern. Und weil uns eine gesunde Portion Masochismus in die Wiege gelegt wurde. Wir kommen ziemlich fertig in Manang an und haben dann natürlich ausgerechnet heute zum ersten Mal Probleme eine Bleibe zu finden. Schließlich nehmen wir das Zimmer das alle anderen nicht wollten und müssen in einem zugigen, kalten Gastraum abendessen. Wir sind eigentlich schon zum Schlafen bereit als die allabendliche Festprozedur beginnt und uns die singende bzw. schreiende Kindermeute wach hält. Hier werden andere Lieder „gesungen“, jedoch hatte „Waido!“ in unseren Ohren deutlich mehr Panache. Langsam haben wir genug vom Festival!

Fazit: Die Wanderung ist noch abwechslungsreicher und schöner als wir uns erhofft haben. Im Laufe jedes Wandertages werden unsere Rucksäcke immer schwerer. Ketchup und bunt blinkende Lichter stehen für Qualität.