Eigentlich war es nie geplant nach Thailand zu reisen. Aber wir hätten sowieso in Bangkok zwischenlanden müssen und wenn wir schon mal da sind können wir uns die Stadt auch anschauen. Und wenn wir uns schon Bangkok anschauen, warum dann nicht auch gleich ein bisschen mehr vom Land? Irgendwie so schaut unsere derzeitige Reiseplanung aus. Wir landen also in Bangkok und warten darauf, dass uns die 16 Millionen Einwohner Stadt überfordert, wie man es überall liest. Aber irgendwie bleibt das Gefühl aus. Wir finden es teilweise sogar entspannend hier. Alles macht einen so organisierten Eindruck auf uns. Busse haben Fahrpläne, Preise sind angeschrieben, es gibt sogar Gehsteige auf denen man sich als Fußgänger frei bewegen kann ohne ständig angehupt zu werden. Vielleicht hat uns Kathmandu einfach nur abgehärtet aber Bangkok ist nicht halb so wuselig wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben ein schönes Hostel in einer guten Lage mit jeder Menge Streetfoodständen in unmittelbarer Nähe. So lässt es sich leben! Was uns allerdings doch ein bisschen zu schaffen macht ist die Hitze. Es ist unglaublich schwül und sogar Bettina beschwert sich mit keinem Wort darüber, dass es nur kalte Duschen in unserer Unterkunft gibt.
Da unser erster Tag hier auf einen Sonntag fällt gehört der Chatuchak Markt natürlich zum Pflichtprogramm. Mit mehr als 10000 Ständen ist er angeblich der größte Wochenendmarkt der Welt. Die Navigation fällt uns dementsprechend schwer. Es gibt von Geschirr über Kleidung bis hin zu Pflanzen alles was das Herz begehrt. Wir sind im Markthimmel. Dennoch müssen wir uns zusammenreißen damit wir nicht die Kapazität unserer Rucksäcke sprengen. Deshalb beschränken wir uns auf das Essentielle. Ein Leiberl, einen Sarong (für alle Nicht-Mode-Aficionados: ein dünnes, multifunktionales Tuch) und zwei Mittagessen. Flo riskiert beim Essen und bestellt „less spicy“ (die zweit-mildeste Option). Ergebnis: Tränen. Bettina lacht noch, am nächsten Tag erwischt es auch sie. Wir bereuen beide nichts und essen weiterhin scharf. Nur die Harten kommen durch. Wir trinken auch unsere erste Kokosnuss. Wir tranken unsere letzte Kokosnuss. Schmeckt uns nicht. Das ist aber auch das Einzige, das uns hier nicht schmeckt. Das Essen in Bangkok überzeugt uns sehr, ist aber überraschend fleischlastig. Dafür entschädigt eine riesige Auswahl an frischen Früchten.
Der große Tempeltag steht an. Wir nehmen uns vor ein paar der unzähligen Tempel Bangkoks zu besuchen, scheitern aber schon am ersten Eingang. Flo ist nicht adäquat gekleidet. Er zeigt zu viel Knie und muss deswegen eine formschöne, luftige, lange Elefantenhose erstehen. Wir haben jetzt also alles, was man für den Thailand-Touristenlook braucht. Als wir endlich den Grand Palace betreten dürfen, kassiert Bettina für die Art ihren Sarong zu binden einen mitleidigen Blick der Security-Frau. Anscheinend war er so falsch gebunden, dass die nette Dame Bettina zeigt wie es richtig geht. Wieder was fürs Leben gelernt. Mit dem richtigen Outfit besuchen wir anschließend auch noch Wat Pho und Wat Arun. Wer bei den vielen Wandmalereien genauer hinschaut, entdeckt liebe und lustige Details wie kapitulierende Schildkröten und Götter, die ganze Städte mit ihren Zungen vom Feind abschirmen. Unser inoffizielles Ranking nach all den Goldgiebeln, Buddhastatuen und Wandmalereien: Wat Arun > Wat Pho > Grand Palace. Auf jeden Fall waren alle drei sehenswert. Die Tuktuk-Fahrt nach Hause ist auch ein echtes Erlebnis. Auf halbem Weg kommt unser Fahrer drauf, dass er eigentlich gar nicht weiß wo wir hinwollen und fragt deshalb alle vorbeikommenden Tuktuk-Kollegen. Das resultiert darin, dass wir quer auf einer vierspurigen Hauptstraße stehen und volles Rohr angehupt werden. Dass wir nach der Fahrt unfallfrei ankommen hätten wir auch nicht gedacht.
Abends verschlägt es uns in die berühmt berüchtigte Khaosan Road. Eine Partystraße in der sich eine Bar an die andere reiht. Jede Bar spielt ihre eigene Musik in Lautstärke einer Flugzeugturbine. Abgesehen von den richtigen Beats und jeder Menge Alkohol wird hier auch Lachgas verabreicht. Wer hungrig wird kann frittierte Skorpione snacken und wer ein Andenken an die Partynacht möchte kann sich gleich ein Tattoo stechen lassen. Wir fragen uns ob sich am nächsten Morgen noch alle über ihr Souvenir freuen. Glück gehabt – trotz einiger Drinks am Vorabend wachen wir ohne Mike Tyson Gedenktattoo im Gesicht auf.
Zum Abschluss unseres Bangkokaufenthaltes geht es für uns nach Chinatown. Sehr anders, sehr quirlig und sehr geruchsintensiv. In den chinesischen Supermärkten können wir kein einziges Lebensmittel identifizieren. Mit anderen Worten: wir finden es toll. Danach geht es per Boot in das Hochhausviertel. Wir schauen uns den Sonnenuntergang von einer der vielen Rooftopbars an. Weil wir aber keine 30 € Eintritt zahlen wollen, geben wir uns mit dem 10. Stock zufrieden. Die Aussicht ist trotzdem phänomenal.
Fazit: Man kann alles in Plastik einschweißen, sogar einzelne Bananen oder Kartoffeln. Tuktuk fahren stellt sich als erstaunlich gefährlich heraus. Die Elisabethstraße kann mit der Khaosan Road nicht mithalten – anscheinend gibt es hier tolerantere Anrainer.