Oder: Eine Kröte namens Norman

Koh Tao verabschiedet uns mit einem Gewitter. Dementsprechend stürmisch ist das Meer und dementsprechend ungeeignet ist die Fährenfahrt um auszutesten, ob Bettina auch ohne Reisekrankheit-Tabletten auskommt. Sagen wirs so, es geht alles gut aber angenehm ist anders. Mit wieder festem Boden unter den Füßen borgen wir uns als erstes ein Moped aus, müssen aber schnell feststellen, dass unser Gefährt nicht unbedingt dafür ausgelegt ist, zwei Menschen, zwei große und einen kleinen Rucksack zu transportieren. So wird die halbe Stunde zu unserer Unterkunft am anderen Ende der Insel noch unbequemer als die Fährenfahrt. Regnen tuts halt auch. Hat sich aber ausgezahlt, wir wohnen nämlich im ruhigen Norden von Koh Phangan, wo die angeblich schönsten Strände zu finden sind. Und die Strände sind wirklich schön. Unser „Hausstrand“ zieht sich ins Meer hinein und bildet bei Ebbe eine Verbindung zu einer kleinen Nachbarinsel. Während der Flut brechen an der Stelle Wellen von beiden Seiten. Wir verbringen seit langer Zeit wieder einmal mehr als vier Nächte am Stück in ein und derselben Unterkunft ohne zwischendurch umzuziehen. Tut uns gut und wir fühlen uns zumindest temporär ein bisschen zuhause. Direkt in unserer Nähe gibt es einen kleinen Teich an dem ein paar Warane ihr Unwesen treiben. Sehr schöne Tiere, aber man möchte auch nicht zwischen sie und ihre Beute geraten. Sie schauen aus wie kleine Dinosaurier und wir haben jedes Mal eine kleine Schrecksekunde, wenn wir ihnen über den Weg laufen.

Wir machen auf dieser wunderbaren Insel was man hier eben so macht. Wir fahren mit dem Moped von Strand zu Strand, wir schnorcheln, wir schlafen ausgiebig, lesen ein Buch (also jeder eines, nicht, dass es an dieser Schlüsselstelle der Geschichte zu Missverständnissen kommt). Das Schnorcheln läuft mal wieder hervorragend, kaum sind wir 15 Meter vom Strand hinausgeschwommen sehen wir eine Schildkröte. Eine grüne Meeresschildkröte. Sie ist anmutig und wunderschön. Fotos gibt es von ihr keine, weil wir natürlich genau bei diesem Schnorchelgang keine Kamera dabei haben. Wir können sie für 15 Minuten begleiten, bis sie beschließt uns zu verlassen. Ihr Name ist Norman. Ein bisschen weiter vom Strand entfernt finden wir riesige Fischschwärme und ein paar Hornhechte.

Wo es sich so toll schnorcheln lässt, müsste man doch hervorragend tauchen können, oder? Denken wir auch und begeben uns schon zur nächsten Tauchschule. Nach ein paar Worten mit dem lieben Besitzer ist alles klar: es ist kompliziert. Grundsätzlich gibt es wunderbare Tauchspots. Sie machen auch regelmäßig Ausflüge dorthin UND es können dort regelmäßig Walhaie beobachtet werden. Walhaie! Der Haken? Das Wetter! Zu stürmisch ist es angesagt für die nächsten Tage. Also müssen wir uns was anderes überlegen. Schnorcheln geht immer noch, also alles gut. Um ein bisschen Lignano-Feeling aufkommen zu lassen, kaufen wir uns ein Beachtennisset. Das Spielen macht richtig viel Spaß. Für 20 Minuten zumindest, dann ist Flos Plastikschläger in der Mitte auseinander gebrochen. Nein, er hat nicht aus Wut über einen verlorenen Punkt den Schläger geschmissen. Klarer Materialfehler. Haben wir wohl zu intensiv gespielt. Bettina versucht sich außerdem im Muay-Thai Boxen. Mit Erfolg, sie präsentiert danach stolz ihre neuerworbenen blauen und grünen Flecken an den Schienbeinen und macht am nächsten Tag gleich nochmal beim Training mit. Flo fühlt sich mental nicht ganz bereit seine Beine und Knie so kurz vor der Ballsaison zu riskieren und entscheidet sich für ein Alternativprogramm. So trifft er zufällig eine Schulkollegin von früher – die Welt ist echt ein Dorf.

Als wir denken, es kann nicht mehr viel besser werden passiert es. Es wird noch besser. Wir entdecken ein echtes italienisches Restaurant mit einem echten Italiener drinnen mit echter Pasta und Gnocchi. Wir finden das Thai-Essen nach wie vor richtig richtig gut, aber wer kann Gnocchi mit Käsesauce oder Pasta mit Tomaten und Oliven schon ablehnen. Das verschafft uns sogar die einmalige Möglichkeit, zwei (!) Tage in Folge ohne Reis in jeglicher Art und Form auszukommen. Das hatten wir auch schon lange nicht mehr.

Wir entdecken auch eine neue Sportart: Sepak Takraw. Eine Art Footvolleyball, gespielt drei gegen drei mit einem faustgroßen Holzfaserball über ein menschenhohes Netz. Eine spektakuläre Aktion folgt der nächsten, die Spieler sind gelenkig ohne Ende und wir sehen die Spieler regelmäßig den Ball neben ihrem eigenen Ohr mit ihrem eigenen Fuß kicken. Wie gesagt, spektakulär. Dringende Empfehlung sich ein Highlightvideo anzusehen. Nach einer weiteren, sicherheitstechnisch eher bedenklichen, Mopedfahrt zum Hafen verabschieden wir uns vom Inselleben und setzen mit der Fähre zum Festland über. Dieses Mal mit Reisekrankheitsmedikament im Blutkreislauf.

Fazit: Thailänder sind gelenkiger als sie aussehen – beim Boxen und beim Sepak Takraw. Streetfood ist toll, aber manchmal sind Gnocchi noch toller. Der Walhai ist uns schon wieder durch die Lappen gegangen.