Khao Sok also, wer kennt es nicht. Um dort hinzukommen brauchen wir nur vier Verkehrsmittel. Fähre, Bus, Minivan und Pickup. Was wir auch brauchen ist eine Menge Vertrauen in das thailändische Touristentransfermanagement. Nicht selten wird man an einem beliebigen Straßenrand mit dem gesamten Gepäck aus dem Bus geworfen, an einen anderen Straßenrand begleitet und soll dort auf das nächste Verkehrsmittel warten. Dass die Verfrachter dabei oft mehrere aufgeregte Telefonate führen in denen immer wieder der Name unseres Zielortes fällt, steigert unser Vertrauen in die Situation auch nicht wirklich. Es wirkt so als wären wir unerwartet vom Himmel gefallen und keiner weiß, was er mit uns anfangen soll. Irgendwie funktioniert es trotzdem immer und so kommen wir auch in Khao Sok an. Allerdings haben wir einen Verlust zu beklagen. Unsere Lieblingstrinkflasche ist beim Gepäcktetris während der Anreise abhanden gekommen. Wir haben in Nepal schon mal ein paar Tage lang ihren Verlust betrauert, bevor sie beschloss wieder aufzutauchen, aber dieses mal ist sie wirklich von uns gegangen. Life goes on.
Um nach dem ganzen Geschwafel auch ein bisschen Inhalt zu bieten: Khao Sok ist ein Nationalpark mit einem riesigen See, Höhlen, Wasserfällen und Dschungel. Diesen gilt es natürlich zu erkunden und so buchen wir in unserem Hostel eine zweitägige Tour ins Herz des Nationalparks. Zur Vorbereitung darauf decken wir uns noch mit Mückenspray ein und waschen unsere Wäsche. Wir haben wohl unsere erste richtige Touristengruppentour gebucht. Der erste Halt am Weg zum Nationalpark ist bei einem „lokalen“ Markt. Es ist ein Markt wie jeder andere in jeder anderen thailändischen Stadt und nach fünf Minuten sind alle Tourteilnehmer fertig mit Durchspazieren. Wir verbringen dort trotzdem eine Stunde bevor es weitergeht. Unsere Guides heißen übrigens Nok Nok und Porm – und ja, Nok Nok stellt sich mit „Knock knock, who‘s there?“ vor. Am See angekommen geht es mit dem Boot weiter in Richtung unserer Unterkunft für die Nacht. Die Landschaft ist wirklich traumhaft, überall ragen dichtbewachsene Felsen aus dem Wasser. Nachdem wir unsere schwimmende Bambushütte bezogen haben, steht nach einem ausgezeichneten Mittagessen eine Höhlenerkundung an. Uns wird ans Herz gelegt für die Tour Plastikschuhe mit Noppensohle auszuborgen, da es überall nass und rutschig sein wird. Wir folgen dem Rat und versuchen, aus einem Riesenhaufen gleicher Schuhe die richtige Größe sowie ein zusammenpassendes Paar zu finden.
Nachdem wir eineinhalb Stunden in der Gruppe durch den Dschungel trampeln (die Guides aus Nepal hätten bei der Gehlautstärke längst alle nach Hause geschickt), kommen wir am Höhleneingang an. Plötzlich heißt es: Stirnlampen aufsetzen, wir werden durch die Höhle schwimmen. Das von schwimmen vorher nie die Rede war, brauchen wir wohl nicht zu erwähnen. Was solls, da müssen wir jetzt durch, ob wir wollen oder nicht. Die Höhle erweist sich als dunkel, steinig, nass und rutschig. Man fühlt sich irgendwie beobachtet. Wenn man mit der Stirnlampe an die Wände leuchtet, weiß man auch warum. Hunderte Spinnenaugen leuchten zurück. Hätte uns vorher jemand gefragt ob wir in eine Höhle schwimmen wollen, in der es so dunkel ist, dass wir nicht sehen wo wir hin steigen und ob noch etwas mit uns im Wasser ist, hätten wir vermutlich abgelehnt. Im Nachhinein wars aber ganz cool. Am Weg zurück gehen wir durch Bambuswälder, sehen unzählige Mimosen (die natürlich alle berührt werden müssen) und handflächengroße Spinnen. Einige aus unserer Gruppe werden von Blutegeln attackiert, wir bleiben aber verschont. Nach dem Abendessen steht noch eine Nachtsafari mit dem Boot an. Die wird aber schon nach zehn Minuten, in denen wir nur einen Vogel sehen, wieder abgebrochen – es schüttet. Da wir uns sehr gut mit den anderen aus der Gruppe verstehen, verbringen wir noch einen lustigen Abend. Das friedliche Zusammensitzen wird allerdings jäh von einem Eindringling unterbrochen, der die halbe Truppe in ihre Bambushäuschen fliehen lässt. Ein riesiger Heuschreck. Er fliegt am Tisch herum und sorgt für eine Massenpanik. Als das Insekt bei einem Engländer auf der Wange landet, watscht er sich aus Verzweiflung die eigene Brille aus dem Gesicht. Der Heuschreck bleibt aber unverletzt und sorgt weiter für Gequietsche. Wir wurden schon lang nicht mehr so gut unterhalten. Auch in der Nacht hören wir immer wieder ein panisches „get it out, get it out“ aus den Nachbarhäuschen. Für uns verläuft die Nacht ereignislos und wir bekommen keinen krabbelnden Besuch.
Am nächsten Tag stehen wir noch vor dem Sonnenaufgang auf, schnappen uns ein Kajak und paddeln auf den See hinaus. Wir sind die einzigen die schon wach sind, das Wasser ist ruhig, es steigt Nebel auf und aus dem Dschungel am Ufer raschelt es. So mögen wir den Nationalpark am liebsten. Während der Morgensafari beginnt es wieder zu schütten und hört den ganzen Tag nicht mehr auf. Ratet mal wer keine Regenjacken mitgenommen hat. Insgesamt war es ein schöner Ausflug, aber es hat sich wieder mal bestätigt, dass Gruppentouren nicht so unser Ding sind. Da treffen wir die Leute lieber nur zum Abendessen.
Zurück in der Zivilisation sichern wir uns schon am Nachmittag einen Platz in der einzigen Sportbar des Ortes. Das WM Finale steht an und das möchte sich Bettina natürlich nicht entgehen lassen. Sie wird schon vor Anpfiff von zwei Franzosen am Nachbartisch angepöbelt und entschließt sich deswegen kurzfristig ein Argentinien Fan zu sein. An all unsere französischen Leser: Karma! Es handelt sich übrigens um die WM im Jahr 2565. Ja, Thailand liegt noch weiter in der Zukunft als Nepal. Falls jemand vorhat so lange zu leben, würden wir euch raten euer Geld auf Argentinien zu setzen.
Wir würden eigentlich noch gerne eine Rafflesia sehen, die größte Blüte der Welt, die hier heimisch ist. Gerade blüht aber natürlich keine.
PS: Es gibt Neuigkeiten im Falle Walch gegen Mr. Krabs. Das Urteil wurde verkündet. Alle Parteien wurden freigesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Fazit: Wir wissen jetzt, warum Heuschrecken Katastrophen biblischen Ausmaßes auslösen können. Caving wird nicht unsere neue Lieblingsbeschäftigung. Rafflesia, wir werden dich suchen und finden!