Nachdem wir der Rafflesia in Khao Sok nicht würdig sind, machen wir uns halt wieder auf den Weg in Richtung Küste. Diesmal geht es an die Westküste Thailands, genauer gesagt nach Ao Nang. Mussten wir in Koh Phangan noch selbst für Lignano-Feeling sorgen, wirkt es hier tatsächlich ein bisschen wie an der oberen Adria. Soll heißen es tummeln sich in Ao Nang viele Touristen und die Preise sind dementsprechend ein bisschen höher als wir es bis jetzt gewohnt sind. Nach einem gemütlichen ersten Tag machen wir am zweiten Tag das, wofür wir eigentlich hier sind. Wir fahren nach Railey. Eine Halbinsel mit absoluten Traumstränden, die man nur über den Wasserweg erreichen kann. Wir sind aber nicht nur zum Strand genießen hier, wir wollen auch zu einer versteckten Lagune im Halbinselinneren. Diese ist unterirdisch mit dem Meer verbunden und nur bei Flut mit Wasser gefüllt. Neben ein wenig Gezeitenglück muss man sich ein Bad in der Lagune auch verdienen. So muss man über Stock, Stein und rutschige, rote Erde kraxeln. Nach dieser kleinen Kletterei, die einige andere Abenteurer zum Umkehren zwingt, kommen wir an der Lagune an. Obwohl das Wasser ein bisschen trügerisch aussieht – so als würde ein kleines Ungeheuer darin wohnen – trauen wir uns hinein und genießen die wohlverdiente Abkühlung. Es ist ziemlich cool von hohen Klippen umgeben ganz allein in der Lagune zu plantschen. Am Weg zurück haben wir noch einige nette Aussichten über die gesamte Halbinsel. Der rote Matsch, der vom Klettern überall an uns klebt wird uns noch länger an diesen kleinen Ausflug erinnern.
Bevor wir nun (endlich) den Traumstrand ansteuern, gilt es noch unser Karma-Konto mit einem kleinen Tempelbesuch zu vergrößern. Der Penistempel erhebt sich am Rande des Strandes in einer Höhle. Das Höhleninnere ist sehr phallisch eingerichtet. Es schlängeln sich einige (hausgemachte) Theorien darum, warum und wie an diesem Traumstrand eine Höhle voller Penisse in allen Größen und Farben entstanden ist. Hier eine kleine Auswahl, ihr dürft selbst raten welche am ehesten der Wahrheit entspricht und welche wir erfunden haben:
A) Hier ist der Sitz der Gottheit der tausend Penisse, Xngkhchati. Zu seinen Ehren wurden dem Tempel genau 1000 Penisse in verschiedensten Materialien und Formen gespendet. Wir haben nicht nachgezählt, aber wird schon stimmen. Natürlich sei erwähnt, dass die Berührung der Penisse mit Unfruchtbarkeit bestraft wird.
B) Die schon früh sehr emanzipierten Frauen von Railey entschlossen sich einst für ein männerloses Leben. So wurde die versammelte Halbinselmännlichkeit in die Höhle gesperrt. Ob es heute noch lebende Nachkommen dieser Frauen gibt, ist nicht überliefert.
C) Es lebte einst die schönste Frau überhaupt in der Gegend. Am Tag ihrer Hochzeit wurden ihre zahllosen Verehrer so eifersüchtig, dass es zu Handgreiflichkeiten kam. Der örtliche Magier versuchte zu schlichten, aber da seine Bemühungen vergeblich waren verwandelte er alle Beteiligten in Stein.
Den gesamten restlichen Tag verbringen wir an den traumhaften Stränden von Railey. Am Abend geht es zurück nach Ao Nang, wo wir am Landeplatz eine Feuershow von nicht ganz so epischem Ausmaß geboten bekommen. Im Übrigen haben wir mal wieder die Unterkunft am richtigen Fleck gebucht. Direkt nebenan gibt es ein hervorragendes Thai-Restaurant. Hier wimmelt es zu jeder Tageszeit an hungrigen Gästen, lange Warteschlangen inklusive – wir können verstehen warum. Köstliches Essen zu guten Preisen, was will man mehr.
Danach geht es für uns weiter in den absoluten Süden Thailands. Oder besser gesagt, den als absolut gefährlich eingestuften Süden Thailands. Glaubt man diversen Reiseinfos auf den Websites des österreichischen und deutschen Außenministeriums, sollte man nicht hierher reisen. Hier soll es regelmäßig Konflikte zwischen den Autoritäten und der (großteils) malaysischstämmigen Bevölkerung geben. Anschläge auf offizielle Gebäude wie Schulen und Polizeiwachen inklusive. Nachdem wir keine Gebäude sind, uns gesagt wird, dass für Touristen keinerlei Gefahr besteht und wir nicht wirklich eine Alternative haben um nach Malaysia weiterzureisen, fahren wir einfach hin und machen uns selbst ein Bild. Nach einer ausgesprochen gemütlichen mehrstündigen Minibusfahrt kommen wir in Hat Yai, der letzten großen Stadt vor der malaysischen Grenze an. Was sollen wir sagen, gut, dass wir hierher gekommen sind, denn wir haben uns selten von Anfang an wo so willkommen gefühlt. Uns wird am Fußweg zum Hostel aus vorbeifahrenden Autos zugewunken und alle erweisen sich als wahnsinnig nett. Die Stadt ist uns sehr sympathisch – vielleicht auch weil sie zur Hälfte aus Streetfoodständen besteht. Wir verbringen hier einen schönen Nachmittag. Westliche Touristen gibt es hier kaum, was wir auch an der geringen Anzahl an Seven-Eleven-Shops ablesen können. Die Seven-Eleven Dichte korreliert nämlich direkt mit der Anzahl an Touristen. Die Weiterreise am nächsten Tag Richtung Malaysia wäre allerdings fast in die Hose gegangen. Der Zug, den wir nehmen wollten, verkehrt nämlich zur Zeit nicht. Gut, dass wir am Bahnhof vorbei spazieren um uns nach den Abfahrtszeiten zu erkundigen. So können wir mit Hilfe der Hostelbesitzerin noch einen Minibus organisieren, der bereit ist uns mitzunehmen.
Nachdem der organisatorische Kleinkram erledigt ist, stürmen wir die unzähligen Essensstände. Mit Erfolg. Mit vollem Bauch nutzt Bettina ihre (vorerst) letzte Chance eine echte Thaimassage auszuprobieren. Das bedeutet vor allem eines: Schmerzen, schlimmer als durch jede Faszienrolle! Die Masseurin besänftigt Bettina mit einfühlsamen Worten („Sleep, sleep“), während sie sie mit Ellbogen und Knien malträtiert. Aber an Schlafen ist in so einer Situation nun wirklich nicht zu denken. Laut Bettina handelt es sich aber sowieso um die gute Sorte von Schmerzen, sie würde es wieder tun. Flo bleibt skeptisch. Er hat aber nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn er erörtert, während Bettina Schmerzen zugefügt werden, mit dem Massagesalonbesitzer in aller Ruhe die Weltwirtschaftssituation mit besonderem Fokus auf Südostasien. Ergebnis: Malaysia steht besser da als Thailand. Also auf nach Malaysia!
Fazit: Es gibt wohl gute Schmerzen. Wir waren in einem Penistempel. Man kann sich nicht immer an die Empfehlungen des Außenministeriums halten. Hat uns nicht geschadet.