Oder: Der Pasta Blog

Tainan ist die älteste Stadt Taiwans und gilt als kulturelles Zentrum der Insel. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Okay, vielleicht kommt unser Interesse an der Stadt vor allem daher, dass es hier das angeblich beste Streetfood geben soll. Und ganz nebenbei gibt es, laut Wikipedia, hier die größten Portionen Taiwans, nicht dass wir bis jetzt nicht satt geworden sind, aber Fehler ist es auch keiner. Ihr seht also, egal wie man seine Prioritäten setzt, Tainan hat für jeden Geschmack etwas zu bieten.

Wir starten den Tag mit einer kleinen Radtour zum Hafen und verbringen ein bisschen Zeit an einem dunklen Sandstrand. Besonders gefallen uns die engen bunten Gässchen, die mit Cafes und kleinen Geschäften gesäumt sind und am Abend mit Lampions beleuchtet werden. Michi sorgt dafür, dass auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz kommt, indem wir jedes Mal, wenn er die Navigation übernimmt, „unabsichtlich“ einen Umweg vorbei an irgendwelchen Tempel machen. Nachdem wir drei Mal den Satz „wenn wir schon mal da sind können wir uns den Tempel auch von innen anschauen“ gehört haben, wird Michi die Aufgabe der Wegfindung wieder entzogen.

Am Abend landen wir einen richtigen Glückstreffer. Wir spazieren zufällig an einem Loch in der Wand vorbei, aus dem eine resche Dame Essen verkauft. Weil es so gut riecht, setzen wir uns auf die kleinen Plastiksessel am Gehsteig und versuchen herauszufinden, was auf der Speisekarte steht. Nachdem wir lange genug auf die Plastikkarte voller fein säuberlich geschriebener chinesischer Zeichen starren, die uns die Köchin hinhält, erbarmt sich einer der anderen Gäste und übersetzt uns die Gerichte. Am Ende bestellen wir alle die Empfehlung unserer Dolmetscherin: Sesamnudeln. Was wir serviert bekommen ist eine Offenbarung. Eine Schüssel voller Wohlfühlessen. Ein absoluter Gaumenschmaus. Selbst gemachte Nudeln in einer cremigen Sesamsauce verfeinert mit Chiliöl. Wir können diesem einzigartigen Geschmack mit keiner Beschreibung gerecht werden. Wir lieben es! Es sind die wahrscheinlich besten Nudeln, die wir je gegessen haben, auch wenn wir mit dieser Aussage vermutlich fast 60 Millionen Italiener beleidigen. Aber eigentlich kein Wunder. Schließlich haben die Ostasiaten schon Nudelrezepte perfektioniert, während die Römer noch auf ihren Klinen gelegen sind und sich gegenseitig mit Weintrauben gefüttert haben. Es schmeckt so gut, dass wir alle (trotz der angeblich so großen Portionen hier) noch eine Portion bestellen. Mit Händen und Füßen, weil die nette Dolmetscherin vom Nebentisch inzwischen gegangen ist. Allein für dieses Abendessen lohnt sich ein Besuch in Tainan.

Am nächsten Morgen setzt sich unsere Essensglücksträhne fort. Wir finden endlich taiwanesisches Frühstück, das ganz ohne Schweinebauch und Rindsuppe auskommt. Und wer würde es für möglich halten, es sind Palatschinken! Zumindest so ähnlich und mit allerhand pikanten Köstlichkeiten gefüllt. Wenn‘s läuft, dann läuft‘s.

Fazit: Wir verstehen, warum Leute aus Taipei nur für das Essen nach Tainan kommen. Wo wir gerade dabei sind Italiener zu verärgern: Privat geben wir die Nudeln manchmal schon eine Minute bevor das Wasser kocht in den Topf.