Oder: Zugfahrkartenbeschaffungs-problematik

Frisch in Luang Prabang angekommen ist unser erster Stopp ein Bankomat. Hurra, wir sind wieder flüssig. Nachdem wir (endlich) wieder Millionäre sind – zumindest gemessen in laotischen Kip – ist unsere erste Amtshandlung ganz klar: Ananas-Limette-Ingwer. Versprochen, es ist das letzte Mal, dass wir über DEN Shake schreiben. Frisch gestärkt zeigt sich Laos wieder von seiner komplizierten Seite. Um uns die tausendste mehrstündige Busfahrt zu sparen und den Holzschemeln zu entgehen, gedenken wir den frisch von China gebauten Zug nach Vang Vieng zu nehmen. Aber Laos wäre nicht Laos, wenn man einfach zu einem Schalter gehen könnte um sich ein Ticket zu kaufen. An einen online-Verkauf gar nicht zu denken. Um in Downtown Luang Prabang ein Ticket zu kaufen, braucht man ein laotisches Bankkonto. Man muss also einen Laoten bezahlen um sich mit einem anzustellen. Eh logisch. Zusätzlich beschränken sich die Businesshours des Automaten auf zwei Stunden täglich. Österreichische Bank- und Postfilialen wären grün vor Neid. Die zweite Option zum Ticketkauf: Am Tag vor der Fahrt, direkt am Bahnhof, der praktischerweise eine halbe Stunde außerhalb der Stadt liegt. Auch hier das selbe Bild, kurze Verkaufsfenster und lange Schlangen vorprogrammiert. Zusätzlich würden die Tuktukfahrten zum Bahnhof und wieder zurück schon mehr kosten als das Ticket selbst. Die für uns günstigste Lösung: über das Reisebüro unseres Vertrauens Tickets zu kaufen. Wie sich herausstellt haben wir damit erst wieder jemanden dafür bezahlt sich für uns in die Schlange zu stellen und die Tickets zu kaufen. Das wir sowas mal machen hätten wir auch nicht gedacht.

Mit unseren Tickets am Bahnhof angekommen stehen uns flughafenähnliche Sicherheitskontrollen bevor. Wir schaffen es unsere Taschenmesser durchzuschmuggeln, allerdings erweist sich Bettinas Trockenshampoo als zu gefährlich. Es wird uns also abgenommen und Bettinas Name wird in einem geheimnisvollen Büchlein vermerkt. Ob wir hier je wieder einreisen dürfen? Der Bahnhof an sich ist gigantisch und modern, kaum zu glauben, dass so ein Monstrum für nur sechs Züge am Tag gebaut wurde. Nicht unser Problem, die Zugfahrt in der Holzklasse ist mittelkomfortabel, aber wir kommen schnell an unser Ziel Vang Vieng.

Vang Vieng wurde uns als ehemalige Partystadt mit vielen Outdoorsportmöglichkeiten angepriesen und das ist es vielleicht auch, aber das Angebot spricht uns nicht wirklich an. Kayaks kann man zum Beispiel nur im Rahmen einer geführten Tour ausborgen. Tubing und Buggyfahren auf der Schotterstraße brauchen wir nicht unbedingt. Der Hochseilgarten hat leider auch nur Hilmteichniveau. Zusätzlich versprüht die Stadt an sich keinen Charme und gehört definitiv zu den unattraktivsten Orten unserer bisherigen Reise. Nicht einmal das Essen kanns retten. Wer zwischen den Zeilen liest bemerkt vielleicht, dass es uns Vang Vieng nicht ganz so angetan hat. Okay, ganz so schlimm ist es auch nicht, wir finden dann doch einen Zeitvertreib. Wir borgen uns Fahrräder aus und machen uns mal wieder auf den Weg zu einem Aussichtspunkt. Oben angekommen genießen wir die (natürlich diesige) Aussicht, die wir ganz für uns alleine haben, bei einem Frühstück. Ganz nett, aber mit Niang Khiaw kann es eindeutig nicht mithalten. Unsere Radltour führt uns weiter über Schotterstraßen zur Blue Lagoon Nr 3. Am Weg dorthin werden wir viel zu oft von vorbeirasenden, johlenden Buggygruppen eingestaubt. Blue Lagoon Nr 3 entschädigt uns dafür. Ein netter, türkiser Badesee an dem wir den restlichen Tag verbringen. Insgesamt ein überraschend gelungener Ausflug.

Unsere restliche Zeit in Vang Vieng verbringen wir damit ein bisschen Plan in unsere Planlosigkeit zu bringen. Das gelingt uns so mittel, aber zumindest entscheiden wir uns, wie wir die nächsten zwei Wochen verbringen wollen. Was danach passiert: schaumamal.

Nachdem uns Zugfahren in Laos eindeutig zu kompliziert ist, nehmen wir nach Vientiane wieder den Bus. Und siehe da, wir erwischen einen klimatisierten (!) Minibus mit Sitzplätzen für jeden. Die Hauptstadt gefällt uns wieder besser. So etwas ähnliches wie eine liebe Innenstadt und die vielen französischen Bäckereien mit ihren hervorragenden Baguettes und Croissants überzeugen uns. Wir schauen uns einen Triumphbogen an und machen einen Ausflug zum Buddha-Park. Eine, wieder mal recht skurrile Tempelanlage, an der sich ein nobler Spender verwirklicht hat. Wir kriechen durch den offenen Mund eines Buddhas in das Innere eines Tempels um zur Aussichtplattform zu gelangen und genießen danach ein Mittagessen am Ufer des Mekongs. Des Abends weiß Vientiane mit einem großen Nachtmarkt direkt am Mekong zu gefallen und nachdem wir alle, wirklich alle, Kleidungsstandl abgeklappert haben, findet Bettina das T-Shirt ihrer Träume. Gerade noch rechtzeitig, denn für uns heißt es am nächsten Tag Abschied nehmen von Laos, einem Land, dass uns vor allem mit seiner Natur und seiner Küche (zumindest außerhalb von Vang Vieng) überzeugt hat.

Fazit: Die Transportmittel in Laos können einen zum Verzweifeln bringen. Vang Vieng ist nicht unser Ort. Wir vermissen Brot. Einmal geht‘s noch: Ananas-Limette-Ingwer.